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Bretonische Spezialitäten

Kommissar Dupins neunter Fall | Jean-Luc Bannalec

E-Book (EPUB)
2020 Verlag Kiepenheuer & Witsch Gmbh
Auflage: 1. Auflage
352 Seiten
ISBN: 978-3-462-32082-4

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Kurztext / Annotation
Der neunte Fall für Kommissar Dupin - eine kriminalistische Reise an die bretonische Smaragdküste! Die ersten bretonischen Sommertage in Saint-Malo, einstige Korsarenstadt und kulinarisches Paradies - es könnte ein wunderbarer Ausflug sein. Wenn da nicht dieses leidige Polizeiseminar wäre, an dem Kommissar Dupin teilnehmen muss. Als er in einer Pause durch die Markthallen der Altstadt schlendert, ereignet sich unmittelbar vor Dupins Augen ein Mord. Die Täterin flieht. Sie ist die Schwester des Opfers, beide Frauen sind berühmte Küchenchefinnen an der Smaragdküste. Und damit nicht genug: Eine heimtückische Mordserie erschüttert die Gegend. In der Austernstadt Cancale, im hochherrschaftlichen Seebad Dinard und in der einzigartigen Restaurantszene Saint-Malos stoßen Dupin und seine Kollegen bei ihren Ermittlungen auf haarsträubende Familiengeheimnisse, tragische Verwerfungen und unglaubliche Geschichten.

Jean-Luc Bannalec ist der Künstlername von Jörg Bong. Er ist in Frankfurt am Main und im südlichen Finistère zu Hause. Die Krimireihe mit Kommissar Dupin wurde für das Fernsehen verfilmt und in zahlreiche Sprachen übersetzt. 2016 wurde der Autor von der Region Bretagne mit dem Titel »Mécène de Bretagne« ausgezeichnet. Seit 2018 ist er Ehrenmitglied der Académie littéraire de Bretagne. Zuletzt erhielt er den Preis der Buchmesse HomBuch für die deutsch-französischen Beziehungen.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Inhaltsverzeichnis Der zweite Tag

Häufig geschah es nicht, diese Nacht war es geschehen: Dupin hatte, unbeeindruckt von den Ereignissen des Tages, fabelhaft geschlafen. Tief und fest, ruhig und ohne eine einzige Unterbrechung. Der Rum hatte ein Wunder vollbracht.

Die Welt war an diesem Morgen voller Wasser, es musste bereits seit Stunden heftig geregnet haben. Und das tat es noch immer. Die Pfützen im Garten waren längst zu kleinen Teichen geworden, zu Wasserlandschaften mit Gras-Inselchen hier und dort. Aber auch das Wetter vermochte Dupins überraschend gute Laune nicht zu beeinträchtigen. Ebenso wenig der Gedanke an das Seminar und die getroffene Entscheidung, sich aus den Ermittlungen rauszuhalten. Traurig war nur, dass er, ein Nachteil des festen Schlafs, Claires Anruf verpasst hatte. Was ihm, aus verschiedenen Gründen, bereits ein paarmal passiert war, seit Claire Anfang der vergangenen Woche zu ihrer zweiwöchigen kardiologischen Fortbildung nach Boston aufgebrochen war. Jetzt war sie es, die tief und fest schlief, der Zeitraum, in dem sie miteinander sprechen konnten, war klein. Claire hatte eine Nachricht hinterlassen, laute Musik und heitere Stimmen waren zu hören gewesen. Sie war mit Kollegen - Dupin hatte vor allem Männernamen verstanden - in einer Bar gewesen. Er hatte ihr an den ersten Tagen ein paar Nachrichten geschrieben, aber sie hatte nur einmal geantwortet. Claire mochte keine SMS.

Dupin war um Punkt sieben aufgestanden und hatte im gemütlichen Frühstücksraum einen großen café au lait getrunken. Dazu hatte er ein großzügiges Stück des selbst gebackenen Frühstückskuchens gegessen, heute in einer Variation mit Beeren. Um dann auf dem Weg zur Polizeischule spontan am Café du Théâtre anzuhalten - direkt vor der Tür war ein Parkplatz frei gewesen, ein eindeutiges Zeichen. Er hatte an der Bar rasch einen petit café getrunken, der Fernseher lief, selbstverständlich wurde, wie überall, immer noch von dem gestrigen Drama berichtet.

Mit nur minimaler Verspätung war Dupin in der École de Police angekommen.

Die Aufgabe des Morgens war, aus der beeindruckenden Fülle aller gestern ausführlich diskutierten »spannenden Punkte« - wie Zuständigkeitskonflikte, Personalmangel, Geldmittelverteilung - die pro Themenkreis wichtigsten zu bestimmen. Ihnen würde man sich dann für den Rest des Seminars intensiv widmen.

»Frisch ans Werk!«, spornte Locmariaquer die kleine Runde an, nachdem der Coach das Programm für den Vormittag erläutert hatte.

Das Seminar ging bereits zwei Stunden, es war kurz nach zehn. Der Regen platzte immer noch vom Himmel herunter. Der Raum war hoffnungslos überhitzt, die Luft muffig.

Dupins gute Laune war aufgebraucht. Gerade hatte der Coach - eine der regelmäßig zwischengeschalteten »Learning Interventions« - den systematischen Unterschied zwischen Effizienz und Effektivität ausgeführt. Eine eifrige Diskussion war im Gange.

»Man kann extrem effizient sein, aber dennoch extrem ineffektiv. Schauen Sie sich doch mal die Welt an!«, merkte die Präfektin aus dem Morbihan treffend an. Genauso war es, fand Dupin.

»Ich würde es umgekehrt sagen«, führte Locmariquer engagiert aus, »ohne Effizienz keine Effektivität.«

»Sehen Sie, lieber Kollege«, setzte die Präfektin in mittlerweile einigermaßen scharfem Ton zur Gegenrede an, »man ...«

Jemand riss die Tür des Seminarraums auf.

Ein kantiges »Guten Morgen« war zu hören, die gastgebende Präfektin stürmte mit düsterer Miene herein, Kommissarin Louane Huppert einen Schritt hinter ihr.

»Wie schön, Sie zu sehen, Mesdames«, begann Locmariaquer, »es ist ...«

»Es gibt einen weiteren Toten«, schnitt sie ihm das Wort ab, »eindeutig Mord.«

Einen Moment lang war es vollkommen still. Alle hatten in ihren Bewegungen innegehalten. Wi