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Scarlet

Frankreich, 1793 - Revolutionen verlangen Blut. Vampire auch. Roman | Genevieve Cogman

E-Book (EPUB)
2024 Verlagsgruppe Lübbe Gmbh & Co. Kg
Auflage: 1. Auflage
415 Seiten; ab 16 Jahre
ISBN: 978-3-7517-4797-4

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€ 14,99

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Kurztext / Annotation

England, 1793. Vampire und menschliche Aristokraten leben Seite an Seite. Das Bluttrinken ist eine geregelte Angelegenheit, gemordet wird höchstens im Geheimen. Als in Frankreich die Revolution ausbricht, setzt eine Gruppe von verwegenen Kämpfern alles daran, die französische Königsfamilie vor der Guillotine zu retten. Ihr Deckname: die Liga des Scarlet Pimpernel. Unvermittelt sieht Eleanor sich in dieses Abenteuer verstrickt, ein Dienstmädchen mit starker Ähnlichkeit zu einer hochgestellten Persönlichkeit. Ihr Auftrag: nach Frankreich reisen und in die Rolle von Marie Antoinette schlüpfen. Als eine Magierin von ihr Besitz ergreifen will, wird ihr klar, dass neben der Französischen Revolution auch ein uralter Krieg zwischen Zauberern und Vampiren stattfindet - und sie sich mitten darin befindet ...



Genevieve Cogman hat sich schon in früher Jugend für Tolkien und Sherlock Holmes begeistert. Sie absolvierte ihren Master of Science und arbeitete bereits in diversen Berufen. Mit ihrem Debüt DIE UNSICHTBARE BIBLIOTHEK sorgte sie in der englischen Buchbranche für Aufsehen und feierte auch in Deutschland große Erfolge. THE INDEPENDENT wählte den Roman zu einem der zehn besten fantastischen Bücher des Jahres.



Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Prolog

»Comtesse?«

Henris Stimme war kaum ein Wispern, und anstatt vorsichtig an der Schlafzimmertür zu klopfen, kratzte er nur leicht daran. Dennoch hörte sie ihn natürlich. Selbst bei Tageslicht waren die Sinne der Comtesse schärfer als die der Lebenden. »Herein!«, befahl sie.

Reflexartig strich er seinen Rock glatt und trat mit einer Verbeugung ein. Die Comtesse d' Angoulême saß an ihrem Schreibtisch, auf dem Geschäftspapiere, die einst zu einem Bündel zusammengefasst waren, verstreut umherlagen. Aber die Feder, die sie zwischen den Fingern rasch hin und her drehte, hatte sie schon so lange nicht zum Schreiben benutzt, dass die Tinte an der Spitze eingetrocknet war. Der Raum wurde von zwei vergoldeten Kerzenleuchtern erhellt, deren Flammen sich unter dem plötzlichen Luftzug heftig bewegten. Die violetten Brokatvorhänge waren zugezogen, damit kein Sonnenlicht hereinkommen konnte. Zwar würde es die Comtesse nicht verbrennen, wie von abergläubischen Leuten behauptet wurde, doch sie hatte es noch nie gemocht. Kein Vampir und keine Vampirin mochte es.

Sie sah von ihren Papieren auf und betrachtete Henri mit ihren dunklen Augen, die an das Schwarz von Stiefmütterchen erinnerten; und wie immer schien sich sein Herz vor lauter Bewunderung zusammenzukrampfen. Im Unterschied zu der rohen Hässlichkeit der Welt und der Revolution da draußen war sie perfekt. Ihr goldenes Haar, ihre wunderschönen winzig kleinen Hände - so weiß und rein wie die Hände von Engeln -, ihr unschuldiges Gesicht ... Sie trug ein helles Musselin-Kleid, und die Spitzen, die wie Schaum um ihren Hals und auf ihren Handgelenken wirkten, ließen sie unberührbar wie eine Heilige aussehen.

Aber jetzt, da die Revolution die eigentliche Ordnung der Dinge zerschlagen hatte, war niemand mehr sicher. Wenn sie den König umbringen konnten, dann konnten sie jeden umbringen.

»Madame ...« Er zögerte, denn es widerstrebte ihm, die schlechten Nachrichten zu überbringen.

»Sprich frei heraus, Henri!«, sagte sie. »Ich muss das Schlimmste wissen.«

»Drei weitere Lakaien haben uns verlassen, Madame«, antwortete er. »Und zwei der Dienstmädchen. Schlimmer noch, es sind Männer aus Paris am Stützpunkt der Nationalgarde im Dorf eingetroffen. Jeanne hat berichtet, dass sie Schärpen in den Farben der Trikolore tragen.«

Am Anfang war die Trikolore ein Symbol für selbstherrliche Bauern und allzu gebildete Dummköpfe mit großspurigen Ideen über ihren gesellschaftlichen Stand gewesen - Ideen wie das »Recht auf Gleichberechtigung« und die »Freiheit von Tyrannei«. Doch während des letzten Jahres waren ihre sogenannten Ideale zu grausamen Morden an genau jenen Adligen herabgesunken, die ihre Löhne zahlten und die aus der natürlichen Ordnung die Legitimation bezogen, über diese Leute zu herrschen. Mittlerweile versetzten Nachrichten von der Trikolore selbst die unerschütterlichsten Aristokraten in Angst und Schrecken. Und Vampire waren die reinsten Aristokraten von allen ...

Die Feder zerbrach zwischen den Fingern der Comtesse. »Männer des Revolutionstribunals auf meinem Grund und Boden?! Benachrichtige den kleinen Pierre: Er muss sie vertreiben lassen. Sag ihnen, dass ich nach Österreich gefahren bin. Oder vielleicht nach Preußen. Es ist egal, wohin - Hauptsache, sie verschwinden von hier. Weiß der Himmel, ich zahle ihm genug.«

Es ist typisch für die Comtesse, immer noch vom »kleinen Pierre« zu sprechen, wenn sie an den Bürgermeister des Ortes denkt, kam Henri in den Sinn. Sie kannte ihn, seit er ein Säugling war, und obwohl er zu einem hartgesottenen, trinkfesten Mann herangewachsen war, würde er für sie nie mehr als ein Kind sein. »Ich werde tun, was Sie befehlen, Madame«, antwortete er ernst. »Aber ich fürchte, die Lage ist verzweifelt und höchst gefährlich. Möchten Sie nicht in Erwägung ziehen, wirklich nach Österreich zu