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Kleopatras Grab

Ägypten-Krimi | Constantin Schreiber

E-Book (EPUB)
2024 Hoffmann Und Campe
320 Seiten
ISBN: 978-3-455-01764-9

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€ 16,99

  • noch nicht lieferbar, erscheint 05/2024
  • Als Hardcover erhältlich
  • Als Audio erhältlich
Kurztext / Annotation
Als der Priester der Sankt-Nicholas-Kirche in Alexandria tot aufgefunden wird, herrscht nicht nur in der Gemeinde heller Aufruhr: Alles deutet auf Mord hin. Doch wer oder was steckt dahinter - die Mafia, ein Familienstreit oder doch der erfolgshungrige Archäologe, der in den Gotteshäusern der Stadt etwas zu suchen scheint und vielen ein Dorn im Auge ist? Die junge Kommissarin Theodora Costanda wird mit dem Fall betraut und stößt auch durch ihre Außenseiterrolle - als Frau, als Angehörige der griechischen Minderheit, als Christin - bei ihren Ermittlungen auf eine Mauer des Schweigens. Doch sie gibt nicht auf und kommt einem uralten Bund auf die Spur, der eines der größten Geheimnisse der Antike zu bewahren sucht - um jeden Preis.

Constantin Schreiber, Jahrgang 1979, moderiert seit Januar 2021 die 20-Uhr-Nachrichten der »Tagesschau«. 2016 wurde er mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Mit seiner 2019 gegründeten Deutschen Toleranzstiftung setzt er sich für interkulturellen Austausch im In- und Ausland ein. Er ist Autor mehrerer Bücher. Zuletzt erschienen bei Hoffmann und Campe sein Roman Die Kandidatin (2021) sowie Glück im Unglück (2023), die beide zu Spiegel-Bestellern wurden. Er lebt mit seiner Familie in Hamburg.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Kapitel 1

Freitag

Zuerst war er untergegangen in dem Lärm des Verkehrs, der unablässig über die Brücke geführt wird, aber dann hören sie ihn doch - den schrillen, hektischen Aufschrei. Die Menschen in den Cafés verstummen, die spielenden Kinder am Strand halten inne, Passanten auf der Promenade bleiben stehen und recken die Köpfe. Auf der Terrasse des San-Giovanni-Hotels lehnt eine junge Frau an der Brüstung. Die Augen schreckgeweitet zeigt sie in Richtung Brücke, die die kleine Bucht von Stanley Beach überspannt. In sanften Wellen schwappt das Wasser unten gegen die Brückenpfeiler, zwischen denen sich ein lebloser Körper im Takt hebt und senkt - er ist bekleidet, männlich, die Arme ausgebreitet, den Kopf unter Wasser.

Schon laufen die Menschen am Ufer zusammen, Einheimische wie Touristen. Heute, an einem Freitagnachmittag, ist der Strand voll. Es sind vielleicht die letzten Tage in diesem Jahr, an denen es noch warm genug ist, die Sonnenstrahlen am Meer zu genießen. Die Wintermonate stehen bevor, in denen es hier an der Nordküste Ägyptens mild, aber regnerisch ist. Jedenfalls zu ungemütlich für einen Tag am Meer. Jetzt aber, Ende Oktober, ist der Strand noch mal so voll wie sonst nur im Sommer. Stanley Beach an Alexandrias Uferstraße, der Corniche, ist für gewöhnlich ein einziger großer Laufsteg, auf dem sich stolz die Vielfalt dieser Stadt präsentiert. Sehen und gesehen werden ist das Motto. Doch jetzt schauen alle nur auf die leblose Gestalt, keine fünfzig Meter vom Ufer entfernt.

Ein Mann läuft zum Strand hinunter, ist mit wenigen Sprüngen im Wasser, krault in Richtung Brückenpfeiler, zieht den Körper zu sich und schleppt ihn an Land.

Der Tote muss schon geraume Zeit im Wasser getrieben haben. Die Haut ist bläulich weiß, das Gesicht aufgedunsen. Einige Badegäste halten ihren Kindern die Augen zu, andere haben Smartphones gezückt und machen Fotos.

Jetzt ertönen Polizeisirenen. Mehrere Polizeiwagen nähern sich dem Platz, wo die Corniche zur Brücke abzweigt. Sie halten an. Dann kommen die Polizisten. Sie fordern die Schaulustigen auf, beiseitezutreten und sie durchzulassen. In den nächsten Minuten sind sie und die Einsatzhelfer damit beschäftigt, den Ort abzusperren und Sichtschutze aufzustellen.

Ein Arzt trifft ein, kniet sich neben die Leiche. Er betrachtet das schlammverschmierte Hemd des Mannes, reißt es auf. Auf dem hellen Torso hebt sich deutlich eine blutrote Stichwunde nahe dem Herzen ab. Zwei der Polizisten beobachten das Geschehen mit ernsten Gesichtern. Das ist kein Fall für sie. Sie sind einfache Streifenpolizisten aus dem Viertel.

Einer der beiden holt sein Handy aus der Tasche, nimmt einen Anruf entgegen, nickt, legt wieder auf. Er wendet sich an seinen Kollegen. »Jemand von der Mordkommission ist schon unterwegs. Ein Theo.«

»Eine Theo«, sagt wie aufs Stichwort die Frau, die sich den beiden von hinten genähert hat. »Theodora Costanda, tasharrafna - sehr erfreut«, sagt sie im besten alexandrinischen Arabisch, damit klar ist: Sie ist von hier.

Sie kennt das - die Irritation wegen ihres griechischen Namens. Und natürlich wegen ihres Geschlechts. Eine Frau bei der Polizei, noch dazu in der Mordkommission - das ist ungewöhnlich in Ägypten, selbst in Alexandria.

Alexandria mit seinem hohen Anteil an Christen und den vielen modernen, säkularen Musliminnen ist anders als andere Städte des Landes. Hier tragen weniger Frauen einen Hijab. Viele arbeiten inzwischen in Berufen, die traditionell von Männern dominiert wurden und noch immer dominiert werden. Aber mit ihrer hellen Haut, ihren blauen Augen und den halblangen, gewellten braunen Haaren wirkt Theo auf die meisten Ägypter wie eine agnabija, eine Ausländerin. Doch Alexandria ist ihre Heimat - wenn sie auch nicht hier geboren ist. Aber das ist eine lange Geschichte.

Zwei Männer mit