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Antimatter BluesOverlay E-Book Reader

Antimatter Blues

Ein Mickey-7-Roman | Edward Ashton

E-Book (EPUB)
2024 Heyne
384 Seiten
ISBN: 978-3-641-30604-5

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€ 12,99

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Kurztext / Annotation
Es ist Sommer auf dem Eisplaneten Niflheim: Die Flechten wachsen, die sechsflügligen Flederwesen zirpen und Mickey Barnes ist, sehr zu seiner Verwunderung, noch am Leben. Stationskommandant Marshall glaubt, die Aliens von Niflheim hätten eine Antimateriebombe, und Mickey allein sei es zu verdanken, dass sie diese noch nicht eingesetzt hätten. Mickey ist nicht länger ein Wegwerfklon, sondern ein ganz normaler Kolonist - kein schlechtes Leben. Doch die Ruhe währt nicht lange: Die Antimaterie, die der Station ihre Energie liefert, geht zur Neige, deswegen will Marshall seine Bombe zurück. Wenn Mickey den Auftrag annimmt, verliert er seine Lebensversicherung. Wenn er sich weigert, stürzt er die Kolonie ins Verderben. Die Aliens wollen sich nicht so einfach von der Bombe trennen. Einmal mehr liegt das Schicksal zweier Spezies in Mickeys Händen - und wenn diesmal etwas schiefgeht, wird es keinen neuen Mickey-Klon geben ...

Edward Ashton arbeitet in der Krebsforschung, unterrichtet mürrische Doktoranden in Quantenphysik, schnitzt gerne und schreibt an seinen Geschichten. Er lebt mit seiner Familie und seinem liebenswert trübseligen Hund in einer Hütte im Wald im Bundesstaat New York. Sein Science-Fiction-Roman »Mickey 7« wurde als »Mickey 17« von Oscargewinner Bong Joon-ho mit Robert Pattinson, Steven Yeun und Mark Ruffalo in den Hauptrollen verfilmt.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

1

»Ich bin mir auf dem Gang gerade selbst über den Weg gelaufen.«

Nasha sieht von ihrem Tablet auf. Sie sitzt auf unserem Schreibtischstuhl, hat die Füße auf unser Bett gelegt und trägt nur Unterwäsche und Stiefel. Jede andere Frau sähe in diesem Aufzug lächerlich aus, aber Nasha wirkt darin ziemlich souverän. Sie schiebt sich die Braids aus dem Gesicht und stellt die Füße auf den Boden.

»Schön, dich zu sehen«, sagt sie. »Mach die Tür zu.«

Ich betrete das Zimmer und lasse die Tür hinter mir zufallen. Seitdem Nasha hier eingezogen ist, wirkt meine Koje viel kleiner. Als Erstes hat sie damals ihr Bett neben meins geschoben, sodass wir jetzt fast ein Doppelbett haben, und als Zweites hat sie eine Truhe angeschleppt, die fast den gesamten Rest des Zimmers belegt und in die ich nicht einmal einen Blick werfen darf. Und auch Nasha selbst nimmt irgendwie mehr Raum ein, als man bei ihrer Körpergröße erwarten würde.

Damit kein Missverständnis entsteht: Ich will mich über nichts von alldem beschweren.

Ich setze mich aufs Bett und nehme ihr das Tablet aus der Hand. Sie wirft mir einen genervten Blick zu, widersetzt sich aber nicht.

»Hast du mir zugehört? Ich hab mich gerade selbst gesehen. In der untersten Etage, in der Nähe des Cyclers. Sieht so aus, als hätte Marshall ein paar neue Exemplare von mir aus dem Tank geholt.«

Nasha seufzt. »Das ist ausgeschlossen, Mickey. Als du damals gekündigt hast, hat Marshall doch alle deine Daten gelöscht, oder?«

»Ja, ich glaube schon. Jedenfalls hat er mir das zugesagt.«

»Und seitdem ist auch niemand mehr aus dem Tank gekommen, oder?«

»Ich glaube nicht. Berto hat mir erzählt, dass zwei Drohnen draufgegangen sind, als sie die Brennelemente aus meiner Blasenbombe zurück in den Reaktor geschoben haben. Und ich glaube nicht, dass sie diese wertvollen Ressourcen geopfert hätten, wenn da noch ein paar Mickeys herumgelegen hätten.«

Nasha lehnt sich zurück und legt die Füße neben mir auf das Bett. »So ist es. Also kannst du dich nicht selbst durch die Korridore geistern sehen - es sei denn, Acht hat sich die letzten zwei Jahre bei den Creepern herumgetrieben und ist jetzt zurückgekommen. Bist du sicher, dass es nicht Harrison war?«

»Harrison? Meinst du Jamie Harrison?«

Nasha lächelt. »Genau der. Er ist doch quasi dein Doppelgänger. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass du ihn für dich selbst hältst.«

Jamie Harrison arbeitet in der Abteilung für Ackerbau. Hauptsächlich kümmert er sich um die Kaninchen. Er ist klein und dürr, hat mausbraunes Haar, das ihm in Büscheln vom Kopf absteht, zwinkert andauernd nervös und hat einen mordsmäßigen Überbiss. Er sieht kein bisschen aus wie ich.

Zumindest finde ich, dass er kein bisschen aussieht wie ich.

»Aber ich weiß doch, was ich gesehen habe«, sage ich. »Und das war garantiert ich. Maggie Ling hat ihn Speiche Drei entlanggescheucht, in Richtung der Nabe. Kurz hinter der Krankenstation sind sie an mir vorbeigelaufen. Sie waren ungefähr zwanzig Meter entfernt, und ich habe sie nur einen Augenblick lang gesehen, aber ich weiß doch, wie ich aussehe. Und das war definitiv ich.«

Nashas Lächeln verschwindet. »Zur Nabe? Zusammen mit Maggie?«

Maggie Ling ist die Leiterin der Systemtechnik. Die letzten Male, die sie mich irgendwohin gezerrt hat, war ich jeweils eine Stunde später tot - Strahlenvergiftung.

»Glaubst du mir jetzt?«

Nasha schüttelt den Kopf. »Noch nicht so ganz. Aber nehmen wir mal an, du hast recht, und Marshall hat nach zwei Jahren Mickey Neun aus dem Tank geholt, wie auch immer er das geschafft hat und welche Gründe er dafür auch gehabt haben mag. Warum läuft er dann im Schlepptau von Maggie Ling in der untersten Etage zur Nabe?«

Ich spüre, wie sich meine Miene verdüstert. »Der Reaktor.«

»Ganz genau. Das ist doch am wahrscheinlichsten, oder?«