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Russland, Ukraine und die ZukunftOverlay E-Book Reader

Russland, Ukraine und die Zukunft

Gerhard Mangott

E-Book (EPUB)
2024 Christian Brandstätter Verlag
Auflage: 1. Auflage
176 Seiten
ISBN: 978-3-7106-0791-2

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Kurztext / Annotation
Es ist der schwerste militärische Konflikt in Europa seit Jahrzehnten, und seine Folgen sind kaum absehbar. Der Krieg Russlands in der Ukraine ist auch ein Konflikt, der die Welt spaltet: geopolitisch, etwa zwischen China und den USA, und ideologisch, was gerade die hitzigen Debatten über die Militärhilfe für die Ukraine in Europa zeigen. Doch Ideologie ist fehl am Platz, wenn man verstehen will, wie es zu diesem Krieg kam und wohin er führen wird. Der renommierte Russland-Experte Gerhard Mangott analysiert präzise und verständlich Hintergründe, Folgen und die Frage, ob in Russland ein Massenumsturz von unten oder eine Palastrevolte gegen Wladimir Putin denkbar ist - und was das für Russland, für Europa und für die Welt bedeuten würde.

Gerhard Mangott ist Professor für Politikwissenschaft mit den Schwerpunkten Internationale Beziehungen und Sicherheit im postsowjetischen Raum an der Universität Innsbruck. Zuvor war er Scientific Adviser on Post-Soviet Affairs am Österreichischen Institut für Internationale Politik (OIIP) in Wien. Die Analysen des ausgewiesenen Russland-Experten sind besonders seit dem Beginn des russischen Krieges in der Ukraine hoch gefragt. Über 800 Interviews gab Gerhard Mangott deutschen und österreichischen Print-, Radio- und TV-Medien allein im Jahr 2022. Knapp 50.000 Menschen folgen seinen Analysen auf x, vormals Twitter.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Der Rechtfertigungsversuch von Vladimir Putin

In den Morgenstunden des 24. Februar 2022 begann der Überfall Russlands auf die Ukraine. Russische Truppen stießen im Süden von der Krim aus, im Osten und Nordosten von russischem Staatsgebiet, im Norden von Belarus aus vor. Es waren zwar nur russische Soldaten, die von dort einmarschierten, doch der belarussische Machthaber Aleksandr Lukasenka stellte für dieses Zangenmanöver sein Territorium zur Verfügung.

Kurz nachdem dieser Überfall begonnen hatte, trat Vladimir Putin vor die TV-Kameras, um die »spezielle Militäroperation« (SVO), der russische Euphemismus für diesen Krieg, zu erklären. Die »spezoperazija«, wie sie im Russischen abgekürzt heißt, sei notwendig, weil die Ukraine durch den Westen zu einem »Anti-Russland« aufgebaut worden sei, zu einem Staat, der die Sicherheit Russlands bedrohe. Die Militäraktion sei also zur Verteidigung Russlands unabdingbar geworden. Das war natürlich eine Täter-Opfer-Umkehr. Putin stellte die Ukraine als Aggressor dar, der kurz davor gestanden habe, Russland zu überfallen. Die Invasion sei lediglich ein präventiver Schritt, um das zu verhindern.

Die zweite Begründung Putins war, dass die ukrainische Regierung im Donbass, also in den separatistischen Teilen der Regionen Donezk und Luhansk, einen Völkermord begehen würde. Er sprach von einem Genozid an den ethnischen Russen im Donbass. Im Rahmen der von der ukrainischen Regierung im April 2014 ausgerufenen Anti-Terror-Operation gab es zwar auf beiden Seiten der Frontlinie Todesopfer, Soldaten, Kämpfer wie Zivilistinnen und Zivilisten, doch von einer gezielten Tötung ethnischer Russen in völkermörderischer Absicht kann nicht gesprochen werden.

Diese beiden Erklärungen sollten lange das offizielle Narrativ der »Spezialoperation« bleiben, die in Russland nicht Krieg genannt werden darf. Dafür wurde sogar ein eigenes Zensurgesetz eingeführt. Wer von Krieg spricht, das russische Militär oder die Kriegsführung der Militärspitze kritisiert, kann seit Februar 2022 mit bis zu fünfzehn Jahren Haft bestraft werden. Der Straftatbestand lautet: »Diskreditierung der Aktivitäten der russischen Streitkräfte«. Dieses Gesetz brachte auch Korrespondenten ausländischer Medien in Bedrängnis. Kurz nach Einführung wussten viele Journalistinnen und Journalisten nicht so recht, ob sie sich in Gefahr bringen würden, wenn sie von Krieg sprechen.

Im Laufe der Zeit hat sich das russische Narrativ geändert. Ab dem Herbst 2022 sprach der Kreml davon, dass die Ukraine - zusammen mit dem Westen - einen Krieg gegen Russland begonnen habe. Das Ziel sei, Russland als Staat zu zerschlagen und in mehrere Teile aufzuspalten. Genutzt hat der russischen Führung dabei, dass manche im Westen von der notwendigen »Dekolonialisierung« zu reden begonnen hatten; damit war nichts anderes als die Aufspaltung des russischen Staates in mehrere Teile gemeint. Die Änderung des Narrativs war zweifellos dafür gedacht, die Zustimmung der russischen Bevölkerung für diesen Krieg aufrechtzuerhalten. Im Spätherbst 2022 wurde dieses Narrativ ein weiteres Mal angepasst. Von da an lautete es, dass der Westen die russische Zivilisation zerstören wolle; der Militäreinsatz diene daher der existenziellen Selbsterhaltung.

Die tatsächlichen Motive für den russischen Überfall waren allerdings andere. Der wichtigste Kriegsgrund ist der tiefe Revanchismus von Vladimir Putin und Teilen seines innersten Führungszirkels. Das historische Russland sollte demnach wiedererrichtet werden. Putin meinte, ihm komme in diesem Krieg die Aufgabe zu, die schon Zar Peter der Große im 18. Jahrhundert geleistet habe. Im damaligen Krieg gegen Schweden habe Russland keine neuen Gebiete erobert, sondern nur zurückgeholt, was immer schon russisches Land gewesen sei.

Zudem bestritt Putin das Rec