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Liebe

Veronika Fischer

E-Book (EPUB)
2024 Verlag Kremayr & Scheriau
120 Seiten
ISBN: 978-3-218-01415-1

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Kurztext / Annotation
Liebe ist ein komplexes Phänomen. Wenn wir all ihre Bedeutungen verstehen, entdecken wir eine Fülle von Möglichkeiten, wie wir lieben können. Wenn es um die Liebe geht, wird es oft kompliziert. Viel zu schnell verbinden wir damit eine romantische Beziehung. Veronika Fischer seziert, was mit Liebe alles gemeint sein kann, wie man mit ihren Facetten achtsam umgeht und Klarheit gewinnt. Das Verständnis von Liebe prägt unseren Alltag, in allen gesellschaftlichen und kulturellen Ordnungen. Und nicht zuletzt ist es relevant für die Achtung der Menschenrechte, steht Sexismus und Diskriminierung entgegen - über Liebe zu sprechen ist ein politischer Akt.

Veronika Fischer wurde 1987 im Allgäu geboren. Sie hat Deutsche Literatur und Philosophie in Konstanz und Berlin studiert. Eine anschließende Dissertation zum modernen Liebesbegriff hat sie nach etlichen Jahren erfolgreich abgebrochen und zum vorliegenden Buch umgeschrieben. Sie lebt am Bodensee, ist Mutter von drei Kindern und arbeitet freischaffend als Autorin, Journalistin, Texterin und Philosophin. Außerdem führt sie einen Liebesbriefservice.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Liebe als Idee

"I'm in love with you."

Wenn wir anfangen, über Liebe zu sprechen, so können wir dorthin schauen, wo Liebe anfängt. In den meisten Darstellungen wird der Beginn einer Liebesgeschichte als ein Zustand gezeigt, in dem Körper und Geist eine ganz verrückte Symbiose eingehen, irgendwas zwischen Wahnsinn und Rausch, von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt. Oftmals wird das als "Liebe" bezeichnet, aber man meint etwas anderes, und zwar: das Verlieben. Eine Unkontrollierbarkeit, ein Ausgeliefertsein, eine Überwältigung. Die schwedische Politikwissenschaftlerin Liv Strömquist beschreibt es in ihrem genialen Comic Der Ursprung der Liebe so:

"Sich zu verlieben bedeutet ja, dass man völlig machtlos ist, ohne Arme und Beine, sozusagen Dönerfleisch, das sich in einer fettigen Imbissbude immer im Kreis dreht, zu nichts fähig, außer gegrillt zu werden, hilflos, man kann nichts mehr, ist einfach eine Art Ort, ein Ort, der einen Wunsch beherbergt, einen einzigen Wunsch, und zwar, einem blöden Typen namens Kevin (oder so) nah zu sein."7

Wie aber passiert es, dass man sich von einem normalen Menschen zu Dönerfleisch verwandelt? Im krassesten Fall geschieht das Verlieben innerhalb von Sekunden. "Liebe auf den ersten Blick" nennt sich dieses Phänomen und wir alle wissen (mal wieder dank Hollywood und Walt Disney), wie es abläuft: Eine Person betritt den Raum und plötzlich steht die Welt still, alles bewegt sich in Zeitlupe, Sterne fallen vom Himmel, Geigenmusik erklingt und es ist klar, dass dieser eine Moment nun das ganze Leben verändern wird - man hat den Menschen gefunden, mit dem man zusammen sein will: Man ist verliebt!

Die biologische Forschung hat diesen Prozess unter die Lupe genommen und festgestellt, dass er tatsächlich ein bisschen in Richtung Wahnsinn geht. Auf hormoneller Ebene und in Hirnscans kann man sehen, dass frisch Verliebte die gleichen Auffälligkeiten zeigen wie Menschen mit Zwangsstörungen oder Suchterkrankungen. Die Hormone bewegen sich irgendwo zwischen Panikmodus und erhöhter Annäherungsbereitschaft, was sich auch evolutionsbiologisch gut begründen lässt. Für die Kontaktaufnahme zwischen zwei Menschen, die sich nicht kennen, ist es nämlich wichtig, dass die gewohnten Mechanismen für einen Moment außer Kraft gesetzt werden und man sich darauf einlassen kann, mit einer fremden Person innerhalb kürzester Zeit sehr eng und intim zu werden - was ja im "Normalzustand" nicht vorgesehen ist. Wenn sich aus einer Begegnung eine feste Beziehung entwickelt, pendeln sich die Hormone wieder ein.8

Es zeigt sich also schon rein körperlich, dass Verliebtsein etwas anderes ist als das, was wir meinen, wenn wir von "Liebe" sprechen. Es ist begrifflich strikt voneinander zu trennen - und das Verlieben eine Analyse wert, um zu verstehen, was Liebe eben nicht ist. In der Abhandlung Über die Liebe analysiert der Schriftsteller und Philosoph Marie-Henri Beyle unter dem Pseudonym Stendhal die Verliebtheit und nennt sie durchgehend "Liebe" - ein Trugschluss, den man auch in anderen Schriften oft findet. Damit erweist Stendhal uns einen großen Dienst, denn er zeigt, wie nahe die Begriffe beieinander liegen und wie schnell Missverständnisse entstehen.

Zu seinen Lebzeiten findet Stendhals Werk wenig Anklang und wird nur siebzehn Mal verkauft. Er selbst fragt sich, woher das Desinteresse der Gesellschaft an diesem großen Thema rührt und beschließt, dass sein Werk eigentlich für die Zukunft reserviert sei. Und tatsächlich: Nach seinem Tod wird er zur Kultfigur des "Beylismus" - wie Stendhal selbst seine Weltanschauung scherzhaft nannte. Er findet Lob und Anerkennung bei den großen Literaten wie Nietzsche, Balzac, Tolstoi und Goethe, der ihn so beschreibt: "Er zieht an, stößt ab, interessiert und ärgert, und so kann man ihn nicht loswerden."9

Was man über Stendhal noch wissen sollte, ist, dass er