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Das Salzkammergut von Anarchie bis Ziehharmonika - Das Buch zur Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024 | Julia Kospach; Elisabeth Schweeger

E-Book (EPUB)
2024 Prestel
304 Seiten
ISBN: 978-3-641-32043-0

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€ 26,99

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Kurztext / Annotation
Das Lese- und Bildbuch zur Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024 in 60 Beiträgen von Anarchie bis Ziehharmonika
Mit seiner natürlichen Kompaktheit, geprägt von Bergen, Seen und Flüssen, die gleichzeitig trennen und verbinden, steht das Salzkammergut exemplarisch für viele andere Weltregionen und dafür, wie wir den zunehmenden politischen, kulturellen, ökonomischen und ökologischen Herausforderungen Europas und der Welt begegnen können.

In 60 Kurzessays, literarischen Texten, Comics und künstlerischen Positionen erzählen renommierte Stimmen aus Literatur, Wissenschaft und Kunst über die Region, ihre Natur, Kultur, Geschichte und ihre Menschen. Informativ, aufklärerisch, schwärmerisch, kritisch oder humorvoll geben sie einen tiefen Einblick in das Salzkammergut.

Mit Beiträgen von Bettina Balàka, Markus Binder, Isolde Charim, Conchita Wurst, Mareike Fallwickl, René Freund, Barbara Frischmuth, Hubert von Goisern, Andrea Grill, Rudolf Habringer, Gerhard Haderer, Angelika Hager, Bodo Hell, Johannes Jetschgo, Franz Kain, Günter Kaindlstorfer, Edith Kneifl, Julia Kospach, Sarah Kuratle, Nicolas Mahler, Stephen M. Mautner, Eva Menasse, Nick Oberthaler, Walter Pilar, Helga Rabl-Stadler, Hans Reschreiter, Andrea Roedig, Franz Schuh, Elfie Semotan, Magdalena Stammler, Liv Strömquist, Anton Thuswaldner, Bernadette Wegenstein u. a.



Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Filmwelten

Bernadette Wegenstein

Das Salzkammergut als Filmkulisse ist vor allem mit zwei Arten von Geschichten assoziiert: mit romantischen Liebesgeschichten und, seit Neuestem, mit Kriminalgeschichten. Das Thema der romantischen Liebe wird seit den 1950er- Jahren vor allem in Komödien und Seifenopern aufgegriffen, während sich die Kriminalgeschichte kürzlich zum Thriller weiterentwickelt hat und vorwiegend in Fernsehproduktionen zu sehen ist.

Gleich zu Beginn möchte ich klarstellen, dass ich beide Genres als klassische Thematisierung von Motive der Verdrängung verstehe, vor der Kulisse der atemberaubenden Schönheit dieser Region, die insbesondere durch ihre mysteriösen Seen repräsentiert wird. In anderen Worten: Liebe und Verbrechen sind beliebte Motive einer Form des Eskapismus, der es dem Publikum erlaubt, kurz in eine Welt mit Happy Ends und unmöglichen oder im echten Leben zumindest unwahrscheinlichen Auflösungen einzutauchen. So werden im Genre des "Heimatfilms" Klassenunterschiede überwunden, wenn zum Beispiel der Kaiser von Österreich einen ungestümen Teenager aus einer bayerischen Adelsfamilie heiraten kann ("Sissi", 1955), wenn ein österreichischer Baron eine Nonne heiratet

("Die Trapp-Familie", 1956, und "The Sound of Music", 1965) oder wenn ein charmanter Kellner (gespielt vom legendären Schauspieler Peter Alexander) zum Wirt eines Luxushotels am See aufsteigt ("Im weißen Rößl", 1960). Im Thrillerund Horrorgenre werden wiederum andersartige Grenzen überschritten, zum Beispiel wenn es Teenagern gelingt, eine Mordserie nach jahrelanger vergeblicher polizeilicher Ermittlung aufzuklären, indem sie die Serienmörderin mitten auf dem Traunsee auf einem wackeligen Boot festzusetzen versuchen und dabei ertränken ("In 3 Tagen bist du tot", 2006), oder in einer jüngeren Folge der Fernsehserie "Tatort" ("Wahre Lügen", 2019), in der eine Leiche in einem Auto im Wolfgangsee die polizeilichen Ermittlungen mysteriöserweise in die dunkle Welt des illegalen Waffenhandels führt.

"SISSI" - KITSCHIGER HEIMATFILM-PROTOTYP

Eingangs wollen wir uns nun dem Film widmen, der meines Erachtens den Grundstein der "Heimatfilm"-Melodramen legt. Es handelt sich um den ersten Teil der klassischen "Sissi"-Filmtrilogie (1955), "Nach Ischl", der, wie der Titel schon anklingen lässt, in der Szenerie des Salzkammerguts angesiedelt ist. In dieser märchenhaften Geschichte bittet kein Geringerer als der Kaiser von Österreich um die Hand einer jungen Prinzessin (oder richtiger: Er fordert ihre Hand). Doch seine Mutter, die Erzherzogin Sophie, ist dagegen, weil sie Sissi nicht für würdig hält, Kaiserin zu werden. In einer Szene des Films sehen wir Ludovika von Bayern, gespielt von Magda Schneider (der Mutter von Romy Schneider), die ihre Töchter Helene (Nene) und Elisabeth (Sissi1) auf ihre Abreise nach Bad Ischl vorbereitet, wo der junge Kaiser Franz Joseph seinen Geburtstag feiert. Im Hintergrund der Szene spielt ein Dienstmädchen Chopins romantischen Walzer As-Dur, op. 69 Nr. 1, den sogenannten "Abschiedswalzer"; eine musikalische Vorankündigung, dass dies auch der Abschied von Sissis Kindheit sein könnte.

Nachdem die sechszehnjährige Sissi und ihre Entourage in Bad Ischl angekommen sind, schleicht sich der Teenager heimlich davon, um angeln zu gehen - und "fängt" sich versehentlich den Kaiser höchstpersönlich, wie sie es nennt, in dessen Jacke sich ihr Angelhaken verhakt (Bilder 1 - 2). Als der Kaiser bemerkt, dass dieser Angelhaken zu der schönen, jungen Sissi gehört, steigt er aus seiner Pferdekutsche und schlägt ihr einen Spaziergang vor, mit ihr allein, ohne ihre Entourage, um ihr die Schönheit der Natur in Bad Ischl zu zeigen (Bild 3): "Machen wir einen kleinen Umweg und ich zeig' Ihnen bei der Gelegenheit gleich ein bisschen von der schönen Umgebung von Ischl." Als humorvolle Einlage folgt der von Josef Meinrad gespielte Polizist Major Bö