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Jeanie und JuliusOverlay E-Book Reader

Jeanie und Julius

Roman. Über ein einfaches Leben in einem englischen Cottage | Claire Fuller

E-Book (EPUB)
2024 Kjona Verlag
336 Seiten
ISBN: 978-3-910372-24-5

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Kurztext / Annotation
Wiltshire, im Südwesten Englands: Die Zwillinge Jeanie und Julius leben mit ihrer Mutter Dot am Rande der Gesellschaft in einem windschiefen Cottage. Jeanie kann nicht lesen und nicht schreiben, im Dorf verkauft sie, was sie in ihrem wilden Garten anbaut.Julius kämpft sich mit Gelegenheitsjobs durch. Ihr Leben ist einfach, sie haben nicht viel, aber was sie haben, gehört ihnen. Doch dann stirbt Dot und es kommen Geheimnisse über das Cottage, den Vater und Jeanies schwaches Herz ans Licht, die das Leben der Zwillinge seiner Einfachheit berauben.

Claire Fuller, 1967 geboren, lebt im englischen Winchester. Ihre Romane, in denen sie stets den Außenseiter:innen unserer Gesellschaft eine Stimme verleiht, werden in viele Sprachen übersetzt. »Jeanie und Julius« war ein Sunday Times-Bestseller und wurde mit dem Costa Book Award ausgezeichnet.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

2 Jeanie erwacht, weil Julius sie am Arm rüttelt, erst sanft, dann ruppiger. Sie hastet ihm hinterher, mit flatterndem Nachthemd die Treppe hinab, obwohl er gesagt hat, sie solle nicht rennen. In der Küche herrscht trübes Licht, die Vorhänge sind geschlossen, die Lampe aus, nur das Feuer glüht orange aus dem Herd. Ihre Mutter liegt mit dem Gesicht auf dem Boden und rührt sich nicht. Jeanie schlägt sich die Hände vor den Mund, um ihren Schrei zu ersticken. »Hilf mir, sie umzudrehen«, sagt Julius, doch als Jeanie ihre Mutter berührt, weiß sie, dass sie tot ist. Dots Arme bleiben zu beiden Seiten liegen, ihre Fußgelenke kreuzen sich, die Pantoffeln fallen herunter, und obwohl sie ihren Morgenmantel trägt, findet Jeanie, sie sieht aus, als würde sie sonnenbaden, etwas, das ihre Mutter nie getan hätte, im Freien hatte man zu arbeiten. Jeanie meidet den Anblick der Wunde an Dots Stirn, und um nichts davon mehr sehen zu müssen, hält sie sich die Hände vors Gesicht. Durch ihre Fingerritzen hindurch sieht sie in rosigen Streifen die Küche und Einzelteile des Körpers ihrer Mutter. Als sie und Julius zwölf waren, oben auf dem Acker von Priest's Field, hatte sie auch nicht wegsehen können. Der Hund, zuvor unter dem Küchentisch zusammengekauert, kriecht jetzt winselnd darunter hervor, und Jeanie nimmt die Hände vom Gesicht. »Maude!« Sie schnippt, und auf ihren Fingerzeig hin trollt sich der Hund zurück unter den Tisch. »Ihr Hals, drück gegen ihren Hals, fühl ihren Puls«, sagt Julius. Er ist neben Dot in die Hocke gegangen, nur in Pyjamahose - seit Jahren hat Jeanie ihn nicht mehr ohne seine Arbeitskleidung gesehen -, graue Haare auf der Brust; von harter Arbeit geformte Muskeln an Armen und Oberkörper. Aus Gewohnheit und völlig unbewusst drückt Jeanie die Finger an ihren Hals, dann berührt sie ihre Mutter flüchtig an der Wange. »Sie ist kalt. Es ist zu spät.« »Ich wollte einen Krankenwagen rufen, aber mein Akku ist leer«, sagt Julius. »Brauchen wir nicht. Es ist zu spät.« »War wohl Stromausfall. In der Nacht ist alles ausgegangen. Ich kontrollier mal den Sicherungskasten.« »Sie ist nicht mehr, Julius.« »Was ist mit dieser Brustmassage?« »Sie ist tot.« »Herrje.« Julius hat eine ernste Miene aufgesetzt, doch die Situation ist so absurd, dass Jeanie am liebsten lachen würde. Wie ein Rülpser steigt ein ungläubiges Glucksen in ihr auf, und wieder schlägt sie sich die Hände vor den Mund, um es zurückzuhalten. Julius legt die großen Hände auf den Kopf, sein schütteres Haar, dann verkrampft er sich auf einmal, alles zuckt; sein Schluchzen klingt wie der Ruf eines exotischen Tiers. Jeanie beobachtet ihn fasziniert. Sie sind mit fast einem ganzen Tag Abstand auf die Welt gekommen, er zuerst, dann Jeanie - unerwartet und unvorbereitet -, von ihrem panischen Vater entbunden, nachdem die Hebamme bereits heimgegangen war. »Mein Stummelchen«, hatte Frank seine Tochter liebevoll genannt. Jeanie denkt oft, dass diese dreiundzwanzig Stunden für ihre Unterschiedlichkeit verantwortlich sind: Die Art, wie Julius die Welt annimmt, wie sie ist, seine Gefühle zeigt, aufgeschlossen für Menschen und Situationen, während sie, Jeanie, sich nach Sicherheit, Heim und Stille sehnt. Umständlich streckt sie sich über den Leichnam ihrer Mutter, zieht Julius auf die Beine, bugsiert ihn aufs Sofa und setzt sich daneben. Maude blickt auf, als würde sie auf eine Einladung warten, aber weil Jeanie rasch den Kopf schüttelt, legt der Hund die Schnauze wieder auf die Pfoten. »Ich muss ihren Sturz gehört haben«, sagt Julius, als sein Schluchzen verebbt ist. Er wischt sich mit dem Handrücken über die Nase, reibt sich die Augen. »Oder zumindest das Schüreisen und die Schaufel. Ich hab gedacht, Maude verzapft irgendeinen Mist, und bin wieder eingeschlafen.« »Es ist nicht dei