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StiftertodOverlay E-Book Reader

Stiftertod

Ein Wiener Kaffeehauskrimi | Hermann Bauer

E-Book (PDF)
2017 Gmeiner-verlag
Auflage: 1. Auflage
314 Seiten
ISBN: 978-3-8392-5439-4

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Kurztext / Annotation
Direktor Marksteiner vom Floridsdorfer Gymnasium schreibt an einer Biografie ber Adalbert Stifter, die Informationen daf r holt er sich in einer Vorlesung der Uni Wien. Als er sich mit einer Studentin treffen will, um sich ihre Vorlesungsmitschrift auszuleihen, findet er sie tot auf. Seine Anwesenheit neben ihrer Leiche macht ihn schnell zum Hauptverd"chtigen. Leopold, zugleich Oberkellner, Hobbydetektiv und auáerdem Marksteiners Freund, versucht, dessen Unschuld zu beweisen, doch je n"her er der L"sung kommt, desto klarer wird ihm, dass der Fall verzwickter ist als gedacht ...

Hermann Bauer wurde 1954 in Wien geboren. 1961 kam er nach Floridsdorf, wo er 30 Jahre seines Lebens verbrachte. W"hrend seiner Zeit am Floridsdorfer Gymnasium begann er, sich f r Billard, Tarock und das nahe gelegene Kaffeehaus Caf' Fichtl zu interessieren, dessen Stammgast er lange blieb. Seit 1983 unterrichtet er Deutsch und Englisch an der BHAK Wien 10. 1993 heiratete er seine Frau Andrea, der zuliebe er seinen Heimatbezirk verlieá. 2008 erschien mit ¯Fernwehtr"ume® sein erster Kriminalroman, dem neun weitere Krimis um das fiktive Floridsdorfer Caf' Heller und seinen neugierigen Oberkellner Leopold folgten. ¯Stiftertod® ist der zehnte Kaffeehauskrimi des Autors.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Kapitel 2

Das Maturatreffen hatte sich wieder einmal lange hingezogen. Man hatte einander viel zu erzählen gehabt. Als der Heurige in Stammersdorf schließlich die Sperrstunde ankündigte, lud Leopold noch seinen Freund, den Oberinspektor Richard Juricek, und Christian Stolz, Besitzer eines auf Trachten spezialisierten Bekleidungsgeschäftes, der, nachdem er sich schon seit längerer Zeit bei keiner dieser Zusammenkünfte hatte blicken lassen, wieder einmal erschienen war, auf ein Getränk in seine nicht weit entfernte Wohnung ein. Seine Lebensgefährtin Erika Haller hatte dort vorsorglich den Kühlschrank ein wenig gefüllt und eine Platte mit kalten Köstlichkeiten hergerichtet, ehe sie sich in ihre eigene Wohnung in der Taborstraße zurückgezogen hatte. Leopold und Juricek waren früher viel mit Stolz zusammen gewesen, doch dann hatte er sich immer weniger blicken lassen und so gut wie alle Kontakte abgebrochen.

Als sie so vor ihren mit kühlem Bier gefüllten Gläsern und der Aufschnittplatte saßen, redete Leopold, der schon ein kleines Schwipserl hatte, Stolz auf ein Mädchen an, zu dem dieser in der letzten Klasse eine recht intensive Beziehung begonnen hatte. »Lisi hat sie geheißen, nicht wahr?«, vergewisserte er sich.

Ein Schatten fiel auf das Gesicht von Stolz. »Ja, Lisi«, murmelte er. Sofort war er mit seinen Gedanken wieder zurück in der Vergangenheit und er geriet richtig ins Schwärmen. »Sie war so leidenschaftlich mit ihrem dunklen Teint und ihren langen schwarzen Haaren. Wenn man in ihre blauen Augen sah, war es, wie wenn man auf den Grund eines tiefen Sees blicken würde. Geheimnisse leuchteten darin, und die ganze verborgene Welt ihrer Seele breitete sich aus.«

»Ihre Proportionen waren aber auch nicht zu verachten«, erwähnte Leopold ohne sonderliche Zurückhaltung. Stolz ging jedoch nicht darauf ein. »Sie war ein Mensch voller Gegensätze«, fuhr er in seinen Betrachtungen fort. »Auf der einen Seite wild, ungestüm und eigensinnig. Sie konnte kratzen und beißen wie eine Wildkatze. Wenn sie einen aber streichelte, tat sie es mit den zärtlichsten Berührungen, zu denen ein Mensch fähig ist.«

»Ist eure Beziehung daran gescheitert? An den Gegensätzen?«, erkundigte sich Juricek, dem dieses Gesülze auf die Nerven ging.

»Auch«, nickte Stolz nachdenklich. »Damals sind mehrere Dinge zusammengekommen: die Gegensätze, unser beider Stolz - bei mir ja schon im Namen enthalten -, das Schweigen über Dinge, die angesprochen hätten werden müssen, und nicht zuletzt unsere Eltern, vielmehr meine Eltern. Es gibt immer viele Gründe, aber nur eine Tatsache. Warum etwas geschehen ist, bleibt letztlich egal. Man kann es nicht mehr rückgängig machen, das ist der wesentliche Aspekt. Selbst wenn man wollte. Selbst wenn Lisi und ich gewollt hätten, hätten wir keine Chance gehabt. Somit ist eben alles so gekommen, wie es kommen musste.«

Juricek und Leopold schwiegen betreten. Sie hatten nicht erwartet, dass ihre Fragen wieder solche Gefühle bei Stolz auslösen würden. Aber er war schon früher ein Mensch gewesen, der sein Inneres gern nach außen kehrte und dabei einen melancholischen Ton anschlug.

Später hatte Stolz eine andere Frau geheiratet, die aber vor einigen Jahren bei einem Unfall verstorben war. So viel war bereits im Lauf des Maturatreffens herausgekommen. Weder Leopold noch Juricek trauten sich, nun hier anzuknüpfen. Doch Stolz war mitteilungsbedürftig geworden. »Dann kam das mit meiner Frau Ingrid«, erzählte er, an seinem Bier nippend. »Keine Angst, ich will euch damit nicht langweilen. Nur so viel: Wir führten eine glückliche, harmonische Ehe ohne besondere Höhen und Tiefen, aus der zwei Kinder entsprungen sind, ein Sohn und eine Tochter. Ich habe gelernt zurückzuschalten. Man bekommt nicht immer das, was man sich unbedingt einbildet, aber man kann lernen, mit dem vielen anderen, das man besitzt, glücklich zu sein. Zusätzlich muss man seinem Leben eine bestimmte Or