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Das wilde Leben der Cheri MatznerOverlay E-Book Reader

Das wilde Leben der Cheri Matzner

Tracy Barone

E-Book (EPUB)
2019 Diogenes
Auflage: 2. Aufl.
512 Seiten
ISBN: 978-3-257-60941-7

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Kurztext / Annotation
Der Radiologe Solomon Matzner und seine Frau freuen sich auf ihr Kind. Da erleidet Cici eine Fehlgeburt, und Sol weiß sich nicht anders zu helfen, als schnellstens ein Ersatzkind zu adoptieren: Cheri. Ein rebellisches Mädchen, das auch später als Frau nicht ansatzweise dazu bereit ist, die Erwartungen anderer zu erfüllen. Ein Buch über die Familie, an der man sich die Zähne ausbeißt und ohne die man trotzdem nicht sein kann.

Tracy Barone, geboren 1962 in Hartford, Connecticut, studierte Religionswissenschaften und Szenisches Schreiben an der NYU. Sie arbeitete zuerst als Theater- und Drehbuchautorin, ehe sie nach Hollywood ging, wo sie sich als Executive Producer von Kinofilmen und TV-Produktionen (u.a. ?Wild Wild West?, ?Rosewood?, ?Ein Präsident für alle Fälle? und ?Money Train?) einen Namen machte, außerdem war sie an der Entwicklung von ?Men in Black? und ?Ali? beteiligt. Sie hat eine Tochter und lebt in Los Angeles.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Billy Beal

Billy Beal rennt. Er rennt, weil sein Paps darauf besteht, dass er das ganze Jahr über trainiert, obwohl die Highschool-Baseballsaison erst im Frühling beginnt. Er rennt durch die frühe Dämmerung und beschleunigt seine Schritte, als er die Scheinwerfer von Pops Kombi an der Rückseite seiner Beine spürt. Von hier an geht es bergauf - er wird seine Zeit von gestern unterbieten oder noch weitere zehn Meilen rennen müssen. »Du fällst zurück!«, ruft Pop. »Gib Gas, Billy Beal. Motivier dich!« Ganz egal, dass Billy Beal der einzige Elftklässler der East Trenton Highschool war, der beim Great-Northern-League-Baseballturnier eingewechselt wurde, als sein Team fünf zu drei im dritten Inning zurücklag und der dann in sechs Innings hintereinander jeweils einen »Strike out the sides« erzielte und so seinem Team den Weg zum Meisterschaftssieg ebnete. Doch für seinen Vater ist er nie gut genug.

An diesem Morgen, wie an fast jedem Morgen in den letzten zwei Wochen, seitdem das Mädchen ihr Baby in der Klinik zurückgelassen hat, drehen sich Billy Beals Gedanken im Kreis. Es wird mit jedem Tag schlimmer, weil der Schulbeginn wieder um einen Tag näher gerückt ist und damit die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass er sie wiedersehen wird. Wenn die Schule anfängt, hat er seine Sozialstunden abgeleistet und damit keinen Grund mehr, zur Klinik zurückzukehren. Angenommen, sie holt ihr Baby, genau einen Tag nachdem er gegangen ist? Dann würde er sie niemals wiedersehen. Und wenn er sie niemals wiedersieht, kann er ihr nicht den Anhänger zurückgeben, den sie zwischen den schmutzigen Handtüchern liegenlassen hat. Wenn sie käme, würde er irgendetwas sagen wie: »Ich glaube, du hast was vergessen.« Natürlich wird sie nicht wegen des Anhängers zurückkommen, das weiß er. Genauso, wie er weiß, dass sie ihr Baby nicht aufgegeben hat, wenigstens nicht für immer. »Du bist ein Romantiker, Billy Beal«, hat Mom gesagt, als er ihr erzählte, dass das Mädchen zurückkehren würde.

»Konzentriere dich, Sohn!«, ruft Pop aus dem offenen Fenster des Kombis. Sie haben den Fuß des Hügels erreicht, und im Nacken von Billy Beals American-Legion-T-Shirt zeichnet sich ein dunkles, verschwitztes V ab. Er hätte Pitcher bei der American Legion World Series in Kalifornien letzten Monat sein können, wenn er nicht dabei erwischt worden wäre, als er bei Manni Cannernis Überfall auf den Spirituosenladen Schmiere gestanden hat. Acht Wochen gemeinnützige Arbeit in der schlimmsten Klinik von Trenton, damit sei er glimpflich davongekommen, hat der Richter gesagt. Billy Beal dachte bei der Arbeit die ganze Zeit an nichts anderes als an das Baseballspielen, das er verpasste, während er Dreck auf dem Boden der Klinik zusammenschob. Bis das Mädchen hereinkam.

Sie sah ganz anders aus als irgendjemand, den er je gesehen hatte. Vor allem anders als die Mädchen auf seiner Highschool. Wenn sie auf seine Schule gegangen wäre, hätte er sie gefragt, ob sie mit ihm auf den Homecoming-Ball gehen wolle - falls er überhaupt je zu einem Ball gehen oder sich trauen würde, ein Mädchen nach ihrem Namen zu fragen. Klar hat er das Mädchen nicht unter den günstigsten Umständen getroffen - der ganze Vorgang war von viel Geschnaufe und Gekeuche begleitet -, aber ihre Fingernägel waren sauber gewesen, und sie hat ein hübsches Kleid angehabt. Es war egal, dass sie keine Schuhe trug; sie hatte hübsche Füße. Sie schrie nicht, weil sich niemand um sie kümmerte, und flippte wegen der Kotze auf dem Boden nicht aus. Er ist überzeugt, dass sie ihn angesehen hat, als er um sie herum moppte; er war ihr aufgefallen. Was ungewöhnlich war, weil sich Billy Beal unsichtbar fühlte, außer beim Baseball.

Solange sich Billy Beal erinnern kann, war sein Leben von Männern dominiert: von Pop, seinen beiden älteren Brüdern und allem, was mit Baseball zu tun hatte. Falls Highschool-Mädchen dem Lederjacken-Aphrodisiakum-Effekt erla