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Rache

Gefangen zwischen Macht und Ohnmacht | Reinhard Haller

E-Book (EPUB)
2021 Ecowing
Auflage: 1. Auflage
240 Seiten
ISBN: 978-3-7110-5256-8

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Kurztext / Annotation
Die Psychologie der Rache: Was steckt hinter dem Drang nach Vergeltung? Von Rache-Mythen in der Literatur bis zu Polizeiprotokollen unglaublicher Verbrechen: Rache ist allgegenwärtig - aber bisher weitgehend unerforscht. Der renommierte Gerichtspsychiater und Therapeut Reinhard Haller beleuchtet in diesem Sachbuch Ursachen und Hintergründe dieser Gefühlsdimension. Er zeigt ihre Spielarten, die von Schadenfreude bis zum Rachekrieg reichen, und beschreibt, wie aus einer alltäglichen Kränkung oder Zurückweisung ein gewaltsamer Racheakt entstehen kann. - Schwer zu fassen: Rache, das unbeschreibliche Gefühl - Wissenschaftliche Erklärungsversuche: Was treibt uns zum Racheakt? - Vergeltung für Unrecht: Wie wir Racheaktionen vor uns selbst rechtfertigen - Von Politikern bis zu berühmten Kriminalfällen: die Psychologie des Rächers - Ursache und Wirkung: Was Rache mit uns macht Vom Gedanken zur Tat: Welche Triebfedern und Folgen hat Rache? Rache ist süß, heißt es. In die Tat umgesetzt, kann sie aber auch weitreichende und zerstörerische Folgen haben - für den Rächenden und das Racheopfer gleichermaßen. An bekannten Beispielen aus Politik und Kriminalgeschichte sowie berühmten Erzählungen demonstriert Reinhard Haller, wie sich Revanche und Vergeltung auswirken. Was treibt Menschen dazu, manchmal jahrzehntelang auf eine Gelegenheit zu warten, um es jemandem heimzuzahlen? Wie beeinflussen Rachefantasien unsere mentale Gesundheit? Ab welchem Zeitpunkt muss von krankhafter Vergeltungssucht gesprochen werden und wie gelingt es, aus diesem Gedankenkarussell wieder auszubrechen? Kenntnisreich und spannend erklärt der erfahrene Psychiater das Phänomen der Rache, geht der Psychologie hinter dem Gefühl auf den Grund und lädt zum Nachdenken über eigene Rachegelüste ein.

Reinhard Haller ist Psychiater und Psychotherapeut. Der Vorarlberger ist gefragter Experte und forensischer Gutachter. In dieser Rolle begegnete er einigen der bekanntesten Schwerverbrechern wie dem mehrfachen Prostituiertenmörder Jack Unterweger und dem Bombenleger Franz Fuchs. Der ehemalige langjährige Leiter der Klinik Maria Ebene liebt das Wandern und die Berge.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

2.VON DER SCHADENFREUDE BIS ZUM RACHEKRIEG
Was ist Rache?

Rache ist viel mehr als das, was in mehr oder weniger wissenschaftlichen Definitionen beschrieben wird. Vor allem psychologisch ist der Begriff wesentlich weiter zu fassen, da auch Schadenfreude, Revanche oder das, was wir als »Heimzahlen« bezeichnen, ähnlich motiviert sind wie die eigentliche Rache. Schon die indogermanische Wortwurzel »ureg«, welche so viel wie »drängen, treiben, verfolgen, stoßen« bedeutet, weist auf das breite Spektrum der Rachemöglichkeiten hin. Rache gilt als archaische Form des Vergeltens, welche dem modernen Rechtsdenken nicht mehr entspricht, ist aber in ihren diversen Formen auch heute im menschlichen Leben so allgegenwärtig wie zu allen Zeiten.

Gemeinhin wird unter Rache »eine von Emotionen geleitete, persönliche Vergeltung für eine als böse empfundene Tat, besonders als persönlich erlittenes Unrecht«, als »eine Handlung, die den Ausgleich von zuvor angeblich oder tatsächlich erlittener Ungerechtigkeit bewirken soll«, verstanden. Nach der Definition eines der bedeutendsten Racheforschers, des den Gerechtigkeitsgedanken in den Mittelpunkt stellende Psychologen Mario Gollwitzer, ist Rache »eine gezielte Schädigung einer oder mehrerer anderer Personen als Reaktion auf eine zuvor erlittene Ungerechtigkeit«. Eine weitere bekannte Rachedefinition stammt vom norwegisch-amerikanischen Sozialwissenschaftler und Gerechtigkeitsforscher Jon Elster. Dieser sieht in der Rache einen Versuch, »jemand anderen leiden zu lassen, weil er einen selbst hat leiden lassen, wobei oft große Risiken und Kosten für sich selbst in Kauf genommen werden«. Als Racheauslöser wird also die böse Absicht des Schädigers betrachtet, welcher dem Opfer nicht nur positive Zuwendung versagt, sondern rücksichtslos dessen Kränkungsgrenze überschritten hat.

In der Soziologie wird Rache als Reaktion auf Herabsetzung in der sozialen Wertschätzung definiert. Sie sieht in der Rache ein Gegenstück zur Dankbarkeit, welche zwar ebenso durch eine »gebende Tat« ausgelöst werde, allerdings in die gegenteilige Richtung gehe. Rache sei eine »negative Gabe, mit der auf eine negative Gabe« geantwortet werde. Im Mittelpunkt der soziologischen Betrachtungsweise steht somit der Ausgleich.

Anders als mit dem deutschen Wort »Rache«, dem englischen »Revenge« oder dem italienischen »Vendetta« wird das Wesen der Rache mit der griechischen Bezeichnung »Ekdikese« beschrieben. Wörtlich übersetzt heißt dies »außerhalb des Strafprozesses« (Dike war die antike Göttin der Gerechtigkeit). Durch Rache wird also versucht, so sagt der griechische Begriff, den Schädiger jenseits der Legalität zu bestrafen, sei es, weil die gerichtlichen Strafen als zu milde eingeschätzt werden, kein Vertrauen zur Justiz besteht oder Rache als naturgegebenes Urrecht auf Vergeltung nach einer persönlich erlittenen Schädigung oder Ungerechtigkeit betrachtet wird. Solche Sichtweisen lösen auch heute noch schwere Straftaten aus:

Der damals 46-jährige russische Bauingenieur Witali Kalojew verlor bei der durch mehrere unglückliche Umstände zustande gekommenen Flugzeugkollision von Überlingen am 1. Juli 2002, die 71 Opfer forderte, seine Frau und seine beiden Kinder. Der schwerst getroffene Mann reiste knapp zwei Jahre später in die Schweiz und erstach am 24. Februar 2004 den Fluglotsen Peter Nielsen, der zum Zeitpunkt des Unglücks am Zürcher Flughafen Dienst hatte. Als Motiv nannte Kalojew Bestrafung des Fluglotsen, der entscheidende Fehler gemacht habe. Er wurde im Oktober 2005 wegen fahrlässiger Tötung vom Obergericht des Kantons Zürich zu acht Jahren Haft verurteilt, in der Berufungsinstanz wurde die Strafe wegen verminderter Schuldfähigkeit auf fünf Jahre und drei Monate reduziert. Nach Verbüßung von zwei Dritteln der Haftstrafe kehrte Kalojew in seine H