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Sie ?prechen ja Deutsch!

Traum und Wirklichkeit einer anatolischen Österreicherin | Eser Akbaba; Jürgen Pettinger

E-Book (EPUB)
2020 Verlag Kremayr & Scheriau
184 Seiten
ISBN: 978-3-218-01213-3

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Kurztext / Annotation
'Schönen guten Abend beim Wetter!' Ein paar Zuschauer blinzelten wohl zweimal, als ihnen 2009 eine junge Frau mit ostanatolischen Wurzeln den ORF-Wetterbericht präsentierte: Eser Akbaba. Der Wirbelwind mit dem wilden Lockenkopf war schon bald nicht mehr von den Bildschirmen wegzudenken. Und viele dachten: Na bitte, Integration gelungen. Doch das ist nur die eine Hälfte der Geschichte. Eser Akbaba erzählt davon, mit welchen Schwierigkeiten ihre Familie konfrontiert war, als sie in Österreich ankam, was es heißt, als Gastarbeiterkind zwischen zwei Welten aufzuwachsen. Sie zeigt, wie sie es trotz all der Turbulenzen in ihrem Leben und der Vorurteile, denen sie sich stellen musste, geschafft hat, unerschrocken zu bleiben, ihren Traumjob zu verwirklichen und mit ihrem sozialen Engagement ein Vorbild für viele Menschen zu werden.

Eser Akbaba, geboren 1979, beherrscht mit Deutsch, Zaza und Türkisch drei 'Muttersprachen'. Studium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaften in Wien, Gründungsmitglied der Zeitschrift das biber . Akbaba begann 2009 beim ORF mit dem Wien-Wetter, seit 2013 präsentiert sie das ORF-1 -Wetter. Von 2011 bis 2013 Moderatorin des Wien Heute Haber Magazin . In ihrer Freizeit engagiert sich die Wienerin mit türkischen Wurzeln für soziale Projekte, unter anderem fungierte sie als stellvertretende Obfrau im Verein Nubigena Wolkenkind , der sich für Flüchtlinge einsetzt. Für dieses Engagement hat der Verein 2014 den 'Wiener Mut' Sonderpreis erhalten. Jürgen Pettinger, geboren 1976 in Linz/OÖ, beherrscht Deutsch als Muttersprache, Englisch ganz gut und Latein ganz schlecht. Er hat in Innsbruck/Tirol an der Hochschule MCI 'Wirtschaft & Management' studiert und als Reporter und Moderator der täglichen Fernsehsendung Tirol heute im ORF-Landesstudio Tirol gearbeitet. 2012 wechselte er ins ORF Zentrum nach Wien. Er moderiert die Nachrichtensendungen ZIB 18, ZIB 20 und ZIB Nacht , berichtet jedes Jahr vom Eurovision Songcontest aus dem jeweiligen Austragungsland und gestaltet regelmäßig TV- und Radio-Reportagen. U.a. ausgezeichnet mit dem Prälat Leopold Ungar-Preis für die TV-Dokumentation Heimat-Verbunden . D urch Krieg und Flucht getrennt ; deutscher DokKa-Preis für das Ö1-Radiofeature Mit einem Warmen kein Pardon. Der Fall Franz Doms.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Unvorhergesehene Wolken
Beklenilmeyen bulutlar

Eser war wieder einmal allein zu Hause. Anne und Baba (Mama und Papa auf Türkisch) waren in der Arbeit, die Geschwister entweder noch in der Schule oder sonst irgendwo unterwegs. Es war ganz still. Nur gedämpft waren Geräusche von der Straße zu hören. Die Luft draußen war heiß und trocken. Es war Hochsommer, seit einigen Tagen war im Wetterbericht von einem Sahara-Hoch die Rede.

In der Küche, wo es wenigstens halbwegs kühl war, war Eser gerade mit einem Problem beschäftigt, das ihr seit einigen Tagen nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte: Wie konnte es sein, dass Alice im Wunderland nicht in ihren eigenen Tränen ertrunken war? Eser hatte sich das Buch bei ihrer älteren Schwester ausgeborgt. Schon der Beginn der Geschichte mochte ihr aber nicht einleuchten: Nach dem Sturz in das Kaninchenloch war Alice mehrfach geschrumpft und gewachsen. Als Riesin hatte sie derart viel geweint, dass ihre Tränen das Zimmer überfluteten, und dann wäre sie als Zwergin fast darin ertrunken. Wie konnten sich Alice und die Maus an ein Ufer retten? Wie konnte es überhaupt ein Ufer geben? Wenn in einem Zimmer so viel Wasser ist, dass man darin ertrinken kann, dann müsste doch das gesamte Zimmer überschwemmt sein. Ergo, so dachte Eser, konnte es kein Ufer geben. Ergo, keine Rettung. Und wieder ergo, kein Überleben. (Ergo war eines von Esers Lieblingswörtern, es klang für sie viel geistreicher als also.)

Eser überkam eine Gänsehaut. Nicht wegen des gruseligen Gedankens an einen allzu frühen Tod von Alice im Wunderland, sondern weil es sie plötzlich fröstelte. Während sie über Seen aus Tränen in geschlossenen Räumen sinniert hatte, hatte es offensichtlich stark abgekühlt. Daran fand Eser an und für sich nichts Besonderes. Erst gestern hatte Carl M. Belcredi, der berühmteste Wetter-Ansager seiner Zeit und der Mann, den sie so sehr bewunderte, dass sie ihn irgendwann heiraten wollte, im Fernsehen noch davon gesprochen, dass die Natur den Berechnungen manchmal ein Schnippchen schlagen könne. Auch fand es Eser nicht übermäßig seltsam, dass noch immer die Sonne schien. Als es aber zu tröpfeln begann, war sie mit einem Satz auf den Beinen. Denn die Tropfen fielen nicht von draußen auf die Fensterscheibe, sondern mitten im Zimmer auf ihren Kopf, das Buch und den Küchentisch. Es regnete. In der Küche. Das war dann doch recht seltsam. Direkt über Esers Platz war ein runder Fleck an der Decke entstanden. Er sah aus wie eine aufgemalte Regenwolke. Grau und schwer.

"Unvorhergesehen können ein paar Wolken hereinrutschen, Abkühlung bringen und kleinräumig sogar etwas Regen", hatte Belcredi gesagt. Eser bewunderte ihn, weil er immer alles wusste, auch wenn sich - so wie jetzt - manchmal erst im Nachhinein herausstellte, dass er recht hatte: Die Wolken waren ins Zimmer hereingerutscht und hatten tatsächlich ganz kleinräumig Regen und Abkühlung gebracht. Eser bekam gleich wieder Gänsehaut. Am Küchenboden hatte sich bereits ein kleiner See gebildet - mit einem Ufer, wie Eser feststellte. Allerdings hätte man schon klein wie eine Ameise sein müssen, um in dieser Pfütze in echte Gefahr zu geraten. Für eine Maus (oder einen Menschen so groß wie eine Maus) wäre sie definitiv zu klein gewesen. Sie wurde aber langsam immer größer und könnte tatsächlich, wenn es weiter regnete, bald das gesamte Zimmer ausfüllen. Eser sah sich in der Annahme bestätigt, dass es in überfluteten Räumen kein Ufer im eigentlichen Sinne geben könne und kleine Menschen und Tiere sich im Notfall auf Stühle, Tische oder andere Möbelstücke retten müssten. Aber mit Sicherheit an kein Ufer. - Das war der Beweis dafür, dass die Geschichte von Alice im Wunderland frei erfunden war und nichts mit dem echten Leben gemein hatte.

Bezüglich der