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Die verspielte Welt

Begegnungen und Erinnerungen | Paul Lendvai

E-Book (EPUB)
2019 Ecowing
Auflage: 1. Auflage
240 Seiten
ISBN: 978-3-7110-5224-7

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Kurztext / Annotation
Paul Lendvai - Journalist und Kenner Osteuropas Paul Lendvai ist mehr als ein Journalist: Er ist ein Kenner Osteuropas und war den Großen und Mächtigen der Welt ein Gesprächspartner. In seinem zehnten Lebensjahrzehnt blickt er für uns noch einmal zurück, auf dass kein falsches Licht aus dem Heute auf die historischen Tatsachen fallen möge: - Messerscharfe Analysen und ein kritischer Blick auf die europäische Politik - Begegnungen mit Machthabern und Politikern, Wissenschaftlern und Künstlern und berühmten Persönlichkeiten wie Melvin Lasky, Walter Laqueur und George Soros - Zeitgeschichte aus erster Hand: Paul Lendvai ist Chefredakteur der Europäischen Rundschau, Leiter des ORF-Europastudios, Kolumnist für den Standard - Polen und Ungarn, Albanien, der Zerfall Jugoslawiens und der Balkankrieg: Hintergrundwissen zur Geschichte Osteuropas - Biographische Erinnerungen eines großen Journalisten aus Österreich - persönlich, präzise, pointiert Europa im Umbruch - Analysen eines Zeitzeugen Historische Wenden und politische Zäsuren hat Paul Lendvai, der 1929 in Budapest geboren wurde und seit 1957 in Wien lebt, etliche erlebt. Über vieles, was wir nur aus Lehrbüchern und den Nachrichten kennen, berichtet Paul Lendvai aus erster Hand - so zum Beispiel über den Aufstand in Ungarn 1956, das Ende des Kalten Krieges und die Wende 1989/90 in Mittel- und Osteuropa. Sein umfangreiches Wissen und sein Blick in die Vergangenheit helfen uns, heutige Politiker wie Václav Klaus und Viktor Orbán besser einzuschätzen und die komplexen Verflechtungen der Geschichte Osteuropas zu verstehen. Seine Erinnerungen an herausragende Persönlichkeiten und Anekdoten aus einem bewegten Journalistenleben machen dieses Buch zu einem einzigartigen Schatzkästlein der Zeitgeschichte!

Paul Lendvai, geboren 1929 in Budapest, lebt seit 1957 in Wien. Er ist Leiter des ORF-»Europastudios«, Kolumnist für den »Standard« und Autor von 18 Sachbüchern. Er war Korrespondent der »Financial Times«, Chefredakteur der ORF-Osteuropa-Redaktion, Intendant von »Radio Österreich International« sowie Gründer und 47 Jahre Chefredakteur der »Europäischen Rundschau«. Sein Wirken wurde vielfach preisgekrönt, u. a. mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen der Republik Österreich.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Polen: Faszinierende Persönlichkeiten, schicksalhafte Erlebnisse

Seit der Wahl von István Báthory, dem ungarischen Großfürsten von Siebenbürgen, zum König von Polen (1576-1586) ist die ungarisch-polnische Freundschaft ein wichtiges Kapitel in der Geschichte beider Länder. Der polnische General Józef Bem war ein legendärer Held im ungarischen Freiheitskampf 1848/49 gegen die Habsburger. In den Jahren 1939/40 fanden über 100 000 vor der deutsch-russischen Besatzung fliehende Polen Aufnahme in Ungarn. Die Posener Unruhen in Polen und die drohende Gefahr einer russischen Intervention waren die direkten Auslöser jener historischen Demonstration am 23. Oktober 1956 in Budapest, die als Vorspiel zum Ungarnaufstand in die Geschichte einging. Diese Traditionen und die gemeinsame Bedrohung der sich parallel entwickelnden Reformbewegungen, die in Warschau Wladyslaw Gomulka und in Budapest Imre Nagy an die Macht brachten, bewirkten, dass die Solidarität mit Ungarn unter allen Ländern der Erde wahrscheinlich in Polen am stärksten war. Zehn polnische Journalisten hielten sich im Oktober und November 1956 zeitweilig in Ungarn auf und berichteten mit großer Sympathie über das dramatische Geschehen.

Dass es den Polen gelungen war, eine sowjetische Gewaltaktion abzuwehren und die Veränderung friedlich, durch Reformen zu erreichen, während die Ungarn eine blutige Tragödie erleben mussten, verlieh der alten Zuneigung eine neue und besondere Intensität. Zusammen mit vielen Freunden und Kollegen hoffte ich, dass der einheitliche Widerstand der Intelligenz und der Arbeiterklasse Ungarns, der Druck der Weltöffentlichkeit und der westlichen Mächte, aber auch die Sympathie Jugoslawiens und Polens noch den Weg zu einem erträglichen Kompromiss öffnen und eine Vergeltungskampagne des vom Kreml installierten Kádár-Regimes verhindern könnten.

Eine folgenschwere Reise

Nach fünf verlorenen Jahren (Militärdienst, Internierung und amnestierter, aber politisch unzuverlässiger Ex-Häftling mit Berufsverbot für drei Jahre) war ich erst im Sommer 1956 politisch rehabilitiert worden. Als Ressortchef für Außenpolitik einer neuen, offiziell »unabhängigen« Tageszeitung, Esti Hírlap, erhielt ich im Januar 1957 eine durch polnische Kollegen organisierte Einladung des damals von Reformern geführten Parteiblatts Trybuna Ludu nach Warschau, um von dort über die Parlamentswahlen zu berichten, die auch als Test für den Erfolg des Reformflügels angesehen wurden (für Details siehe mein Buch Auf schwarzen Listen). Wie sich jedoch zeigen sollte, versiegten die polnischen Reformen bald in der Wüste eines blockweiten Neostalinismus.

Diese erste Auslandsreise überhaupt, als Journalist im Alter von 27 Jahren, am 12. Januar 1957 mit den folgenden 18 Tagen in Warschau wurden zum Wendepunkt in meinem Leben. Von der ersten bis zur letzten Minute spürte ich während meines Aufenthalts die Solidarität der polnischen Journalisten und Intellektuellen mit dem geknebelten Ungarn. Die Hinrichtungen von Aufständischen, die Verhaftungen von Schriftstellern und Journalisten und andere Hiobsbotschaften zeigten, dass sich das Kádár-Regime für einen unbarmherzigen Kurs der Rache entschieden hatte. Das war, zusammen mit der Wirkung von Begegnungen mit vielen westlichen Berichterstattern, nicht zuletzt mit Hugo Portisch, Adam Wandruszka und Erich Lessing aus Wien, die später zu meinen engen Freunden wurden, der Hauptgrund für meinen dann folgenden Absprung nach Österreich. Bereits vor meiner Reise nach Prag, der nächsten Station der von meiner Zeitung arrangierten Tour, war ich fest entschlossen, in Wien ein neues Leben in Freiheit anzufangen.

Diese dramatischen Tage in Warschau waren aber keineswegs das Ende meiner spannenden Erfahrungen in Polen. Am 29. September 1959 wurde ich stolzer Besitzer eines österreichisch