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Infinitia

Roman | Andreas Brandhorst

E-Book (EPUB)
2024 Piper Verlag
Auflage: 1. Auflage
464 Seiten
ISBN: 978-3-492-60770-4

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Kurztext / Annotation
Auf der Erde leben nur noch 499 Menschen, geschützt vom Cluster der Maschinenintelligenzen. Einer dieser Menschen ist Korian, ein Mann auf der Suche nach dem Sinn seiner Existenz. Vom Cluster der Maschinen erhält er den Auftrag, in einem Stream von Parallelwelten den geheimnisvollen Ort Infinitia zu suchen, der unerreichbar scheint und sich der Herrschaft des Clusters entzieht. Bei seiner gefahrenvollen Reise durch den Stream erkennt Korian: Infinitia stellt eine große Bedrohung dar, denn eine mysteriöse Macht will die Welten von Menschen und Maschinen unter ihre Kontrolle zu bringen.

Andreas Brandhorst, geboren 1956 im norddeutschen Sielhorst, schrieb mit seinen futuristischen Thrillern und Science-Fiction-Romanen wie »Das Schiff« und »Omni« zahlreiche Bestseller. Spektakuläre Zukunftsvisionen sind sein Markenzeichen. Der SPIEGEL-Bestseller »Das Erwachen« widmet sich dem Thema Künstliche Intelligenz, sein Wissenschaftsthriller »Ewiges Leben« zeigt Chancen und Gefahren der Gentechnik auf. Zuletzt erschienen im Piper Verlag die Romane »Mars Discovery« und »Sleepless«.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Die letzte Grenze
Korian, Midstream Null
1

Die Wolken hingen tief und schwer über dem grauen, aufgewühlten Ozean. Vom Wind gepeitscht türmten sich die Wellen höher, als wollten sie sich gegenseitig übertreffen, schmetterten gegen die Klippe und zerstoben an hartem Fels. Böen nahmen die Gischt und warfen sie nach oben, dorthin, wo Korian stand, drei Dutzend Meter über den Wogen.

Hoch genug, dachte er, von Aufregung erfasst. Er fühlte sie nah, die letzte Grenze und hinter ihr die Verlockung des Todes. Er stand im Sturm, mitten im Wind, der ihm das Haar zerzauste und an seiner Gestalt zerrte, der ihn zurückstoßen wollte, fort vom Rand der Klippe, zurück zur Blase, die Sicherheit bot.

Korian lächelte. Hier, nur einen Schritt vom Tod entfernt, fühlte er seine Lebendigkeit mit schwindelerregender Intensität.

Er zog einen kleinen silbernen Zylinder aus der Hosentasche, einen zehn Zentimeter langen Transkriptor, den er mit geliehenen technischen Kenntnissen verändert hatte. Damit schickte er die Blase fort und beobachtete, wie sie aufstieg, nicht mehr durchsichtig wie aus Glas, sondern trüb geworden, Sitz und Geräte in ihrem Innern nur noch vage zu erkennen.

Korian sah der Blase nach, bis sie im dunkler werdenden Grau verschwand. Die Nacht rückte näher, der Wind schien sie schneller heranzubringen.

Erneut machte er Gebrauch vom Transkriptor und deaktivierte die Signalnadel in seinem Nacken. Damit unterbrach er die Verbindung zum Cluster, was dort natürlich nicht unbemerkt bleiben würde. Ihm blieben nur noch einige Minuten.

Einige wenige Minuten nach all den Jahrtausenden, dachte er, beugte sich in den Wind und blickte erneut in die Tiefe. Wie braun und grau gewordene Zähne ragten die Felsen aus dem Wasser, an denen sich donnernd die Wellen brachen. Für einen Moment stellte er sich vor, wie sie zubissen, wie sie seinen Körper zerfetzten, wie sie ihm die Knochen brachen und das Fleisch zerrissen.

Irgendwo tief in seinem Innern regte sich Furcht. Es war ein unbekanntes, seltsames Empfinden. Korian erinnerte sich nicht daran, jemals so etwas gefühlt zu haben.

Er lächelte erneut.

Komm zu uns!, schienen ihm das Donnern und die Gischt zuzurufen.

Komm zu mir, flüsterte die letzte Grenze.

Nur ein Schritt, der letzte seines Lebens. Und danach_...

Was kam danach? Gab es eine Antwort auf diese Frage? Konnte man den Tod »erleben«? Konnte man sich später an ihn erinnern?

Furcht und Aufregung rangen miteinander. Neugier schob beides beiseite.

Korian warf einen Blick über die Schulter. Noch hatte der Cluster niemanden geschickt, um nach dem Rechten zu sehen. Aber es konnte nicht mehr lange dauern, vielleicht nur noch eine Minute.

Sechzig Sekunden, nach mehr als zehntausend Jahren.

Korian zögerte nicht länger. Er gab der Neugier nach und trat über den Rand der Klippe.

Vom Sturm gepackt fiel er den Felsen entgegen, den Zähnen, die ihn zermalmen würden. Unten erwartete ihn ein kurzer, schneller Schmerz.

Es wurde dunkel, aber die Dunkelheit stammte nicht von der beginnenden Nacht.

 

Zwei Gestalten standen auf der Klippe, wie zuvor der Mensch nur einen Schritt von ihrem Rand entfernt. Sie mussten sich nicht in den Wind lehnen, um das Gleichgewicht zu wahren. Kein Windstoß konnte stark genug sein, sie umzustoßen.

»Es ist wieder diese Klippe«, sagte Horus, Individueller vom Cluster. Unten bargen Mechs und Drohnen den Leichnam. »Jahrtausende vergehen, doch hier scheint sich nichts zu verändern.«

»Sie meinen Adam«, erwiderte Thekla. Neben seinem goldenen Glühen leuchtete ihr Körper in einem ruhigen Saphirblau.

»Und Daniel, der in den Stream aufbrach«, sagte Horus. »Auch er stand hier.«

»Adam war einer der letzten Mindtalker, nicht wahr?« Es klang nach einer Frage, aber Thekla wusste natürlich Bescheid. Sie hatte ebenso wi