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Das Reich der Verdammten

A Tale of Pain and Hope | Fortsetzung der Bestsellerreihe und eine von Vampiren beherrschte Welt | Jay Kristoff

E-Book (EPUB)
2024 S. Fischer Verlag Gmbh
Auflage: 1. Auflage
1008 Seiten
ISBN: 978-3-10-491254-7

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€ 4,99

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Kurztext / Annotation
Der Name des Windes meets Interview mit einem Vampir - Das Reich der Verdammten ist der zweite Band von Jay Kristoffs epischer Fantasyserie. Band 1 stand 10 Wochen auf der Spiegel-Bestsellerliste! Nachdem Gabriel de León den Orden der Silberwächter verlassen hat, begibt er sich zusammen mit seiner mysteriösen Verbündeten Liathe auf die Suche nach dem Ursprung der Vampirherrschaft: Er soll den Gral zu einem Weisen des uralten Volks der Esani bringen, um zu erfahren, wann der Fluch begann - und wie er sich beenden lässt. Doch verfolgt von den Kindern des Ewigen Königs und der Heiligen Inquisition, ist kein Schritt gefahrlos, denn Verrat lauert hinter jeder Ecke. Und dass Gabriel und seine Gefährten in einen Krieg hineingezogen werden, der seit Jahrhunderten in der Dunkelheit ausgefochten wird, verbessert ihre Erfolgsaussichten auch nicht gerade ... Für Leser*innen von Holly Black, V.E. Schwab, Ann Rice und Justin Cronin.

Jay Kristoff verbrachte den Großteil seiner Jugend mit einem Haufen Bücher und zwanzigseitiger Würfel in seinem spärlich beleuchteten Zimmer. Als Master of Arts verfügt er über keine nennenswerte Bildung. Er ist zwei Meter groß und hat laut Statistik noch 11.000 Tage zu leben. Zusammen mit seiner Frau und dem faulsten Jack-Russell-Terrier der Welt lebt er in Melbourne. Jay Kristoff glaubt nicht an Happy Ends.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

SONNENUNTERGANG

· I ·

Der Tote schlug die Augen auf.

Alles war still und ruhig, er auch. Er ganz besonders. Eine Statue war er, und nichts bewegte sich an ihm, abgesehen von den abgrundtiefen Pupillen, die sich weiteten, und den blutleeren Lippen, die sich leise öffneten. Da war kein Atem, der sich beim Erwachen beschleunigt hätte, kein Herzschlag unter seiner Porzellanhaut, der nun kräftiger geworden wäre. Er lag im Dunkeln da, engelsgleich und nackt, starrte zum ausgeblichenen Samt des Baldachins hinauf und fragte sich, was ihn geweckt haben mochte.

Die Stunde der Dämmerung war noch nicht angebrochen; noch küsste der Tagesstern den Horizont. Die Sterblichen, die sein herrliches Himmelbett mit ihm teilten, waren so friedlich wie Verblichene, und sie lagen bewegungslos da, sah man davon ab, dass der hübsche Beau ganz leicht den Arm über seinem Bauch zurechtrückte und dass der regelmäßig dahinfließende Atem der jungen Frau seine Brust streifte. In einem so reich bestückten Bett gab es keinen Hunger und zwischen so voll erblühten Schönheiten auch keine Kälte. Was also hatte ihn aus seinem Schlummer gerissen?

Während des Tages hatte er nicht geträumt - jene vom Blute taten das nie. Aber dennoch merkte er, dass ihm der Schlaf keinen Trost und das schwache Tageslicht keine Erholung geschenkt hatte, und als er sich nun ganz und gar den totentiefen Gefilden des Schlafes entwand, verstand er plötzlich.

Es war der Schmerz, der Jean-François geweckt hatte.

Jetzt erinnerte er sich, und er fasste nach seinem Hals, während Bilder wie Schmeißfliegen durch seinen Kopf tanzten. Eisenharte Finger, die sich in seine zu Asche verglühende Kehle bohrten. Weinbefleckte Fangzähne, grausam gefletscht. Sturmgraue Augen, die vor Hass glänzten, als Jean-François gegen die Wand gestoßen wurde und roter Rauch kochend heiß von seiner Haut aufstieg.

»Ich habe doch gesagt, ich kann Euch zum Schreien bringen, verdammter Blutsauger.«

Nur wenige Augenblicke später wäre es mit ihm vorbei gewesen, das wusste er. Wenn Meline nicht mit ihrem Dolch aus Silberstahl gekommen wäre ...

Stell dir das nur vor.

Nach all dem, was du gesehen und getan hast.

Stell dir vor, du wärst in diesem Moment in dieser dreckigen Zelle gestorben.

Jean-François lag in der Dunkelheit und liebkoste die Stelle, an der ihn Gabriel de León verletzt hatte. Als er an die grauen Augen dachte, mitleidslos und mit rotem Rauch verschleiert, biss er unwillkürlich die Zähne zusammen. Und ganz kurz - für die Länge eines einzigen sterblichen Atemzugs - spürte der Marquis eine Regung, von der er eigentlich geglaubt hatte, dass sie zum Staub längst verblichener Jahrzehnte gehörte.

»Niemand hat mehr Angst vor dem Tod als Wesen, die ewig leben.«

Die junge Frau neben ihm hatte seine leichte Regung wahrgenommen, und sie seufzte, bevor sie wieder in Schlaf sank. Eine hübsche Blume war sie, aus Sudhaem, mit weichen, dunklen Locken und satt olivfarbener Haut. Sie war ein wenig hager - aber waren das in diesen Nächten nicht alle? - und einige Jahre älter, als Jean-François es gewesen war, als ihm die Gabe zuteilgeworden war. Aber ihre Haut war warm, und ihre Berührungen so geschickt, und wenn sie ihn ansah, dann lag in ihren dunkelgrünen Augen ein Hunger, der in seltsamem Kontrast zu ihrer jugendlich-naiven Fassade stand.

Sie diente jetzt seit vier Monaten in seinem Stall. Lüstern und willig. Ganz kurz wünschte sich Jean-François, er könnte sich an ihren Namen erinnern.

Seine Augen glitten über ihren nackten Körper, über die geschwungene Linie der Arterie, die an der Innenseite ihres Schenkels verlief, über den köstlichen Schatten der Adern, die von ihrem Handgelenk den Arm entlangwanderten, bis zu ihrem scharf geschnittenen Kinn.