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Habt Mut!

Jetzt die Welt und die Kirche verändern | Erwin Kräutler; Josef Bruckmoser

E-Book (EPUB)
2016 Tyrolia
144 Seiten
ISBN: 978-3-7022-3509-3

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Kurztext / Annotation
Es liegt mittlerweile auf der Hand: Die Welt hat sich verändert, alte Ordnungen und Sicherheiten wanken und Europa muss sich neu orientieren. Aber wohin? Amazonasbischof Erwin Kräutler benennt sieben Kategorien für ein Leben, das vor dem eigenen Gewissen und vor der Mitwelt bestehen kann:
1.Liebe die Menschen
2.Schau bei den Armen nicht weg
3.Achte die Schöpfung
4.Suche den Frieden
5.Führe auf Augenhöhe
6.Hab Mut zu Veränderungen
7.Es gibt nur eine Welt - nimm deine Verantwortung wahr

In seinem Plädoyer stützt sich Erwin Kräutler auf die Bibel, auf seine 50-jährige Erfahrung als Seelsorger und Bischof in Amazonien und auf Papst Franziskus. Es überrascht nicht, dass der Bischof vom Xingu und der Papst aus Buenos Aires in vielen Akzentsetzungen übereinstimmen. Umso mehr aber überzeugt, wie punktgenau die beiden Kirchenmänner aus dem Süden die Herausforderungen benennen, vor denen die Europäer und mit ihnen die europäischen Christen stehen.

ERWIN KRÄUTLER, geb. 1939 in Vorarlberg, Mitglied im Orden der Missionare vom Kostbaren Blut, seit 1965 in Brasilien, ist seit 1981 Bischof der Prälatur Xingu. Für seinen Einsatz für die Umwelt und die indigenen Völker wurde er sowohl mit Anschlägen bedroht als auch mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit Ehrendoktoraten, dem Alternativen Nobelpreis und 2014 dem Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln.

JOSEF BRUCKMOSER, Mag., geb. 1954 in Salzburg, Studium der Theologie, ist seit 1989 Redakteur bei den Salzburger Nachrichten. Gemeinsam mit Bischof Kräutler verfasste er 2014 dessen Buch Mein Leben für Amazonien.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

1.
LIEBE DIE MENSCHEN

 

"Guten Abend, Brüder und Schwestern!"

Mit dem ersten Papst aus Lateinamerika hat in der römisch-katholischen Kirche eine neue Ära begonnen. Das hat sich schon in seiner ersten unmittelbaren Begegnung mit den Menschen gezeigt, am 13. März 2013 um 20.22 Uhr, als Jorge Mario Bergoglio auf der Loggia des Petersdoms in Rom erschienen ist. "Habemus papam" war die Ankündigung - und gekommen ist ein Mensch wie du und ich. Einer, der sich von Anfang an nicht als eine abgehobene Autorität verstand, sondern dessen Name Programm ist: Franziskus, abgeleitet von Franz von Assisi. Ein "Poverello" will er sein, ein Armer unter den Menschen, einer, der die Menschen mag, und einer, der staunen kann vor den Wundern dieser Welt, wie es Franz von Assisi in seinem berühmten und bis heute berührenden "Sonnengesang" getan hat.

Mit seinen ersten Worten, mit seiner ersten kurzen Ansprache hat Papst Franziskus die Herzen der Menschen erobert, die auf dem Petersplatz versammelt waren:

"Brüder und Schwestern!

Guten Abend!

Ihr wisst, es war die Aufgabe des Konklaves, Rom einen Bischof zu geben. Es scheint, meine Mitbrüder, die Kardinäle, sind fast bis ans Ende der Welt gegangen, um ihn zu holen. ... Aber wir sind hier. ... Ich danke euch für diesen Empfang. Die Diözese Rom hat nun ihren Bischof. Danke. Zunächst möchte ich ein Gebet sprechen für unseren emeritierten Bischof Benedikt XVI. Beten wir alle gemeinsam für ihn, dass der Herr ihn segne und die Mutter Gottes ihn beschütze.

Und jetzt beginnen wir diesen Weg - Bischof und Volk -, den Weg der Kirche von Rom, die den Vorsitz in der Liebe führt gegenüber allen Kirchen; einen Weg der Brüderlichkeit, der Liebe, des gegenseitigen Vertrauens. Beten wir immer füreinander. Beten wir für die ganze Welt, damit ein großes Miteinander herrsche. Ich wünsche euch, dass dieser Weg als Kirche, den wir heute beginnen und bei dem mir mein Kardinalvikar, der hier anwesend ist, helfen wird, fruchtbar sei für die Evangelisierung dieser schönen Stadt.

Und nun möchte ich den Segen erteilen, aber zuvor bitte ich euch um einen Gefallen. Ehe der Bischof das Volk segnet, bitte ich euch, den Herrn anzurufen, dass er mich segne: das Gebet des Volkes, das um den Segen für seinen Bischof bittet. In Stille wollen wir euer Gebet für mich halten.

Jetzt werde ich euch und der ganzen Welt, allen Männern und Frauen guten Willens, den Segen erteilen. [Segen]

Brüder und Schwestern, ich verabschiede mich von euch. Vielen Dank für den Empfang. Betet für mich und bis bald! Wir sehen uns bald: Morgen möchte ich die Mutter Gottes aufsuchen und sie bitten, ganz Rom zu beschützen. Gute Nacht und angenehme Ruhe."

Für mich ist es die wichtigste Voraussetzung für den Beruf und die Berufung des Priesters oder Bischofs - oder des Papstes, des Bischofs von Rom -, dass du die Menschen magst. Wir erleben das in der lateinamerikanischen Situation sehr deutlich. Es gibt eine gar nicht so geringe Zahl von jüngeren Priestern, die - ähnlich wie bei evangelikalen und pfingstlerischen Gemeinschaften - vor allem ihr Amt hervorheben. Sie verstehen sich als die aus dem Volk herausgenommenen Männer, die kraft ihrer Weihe die Sakramente spenden. Und es gibt die vielen anderen, ich nenne sie die Priester des Volkes. Das sind die, die bei den Menschen und mit den Menschen leben. Auch sie spenden die Sakramente, aber sie teilen mit dem Volk Gottes die Sorgen des Alltags. Sie verklären die Armut nicht zynisch, indem sie ein reiches Leben im Paradies des Jenseits versprechen.

Als ich zum Bischof der Diözese Xingu in Amazonien bestellt wurde, fragte ich vor der Bischofsweihe meine Leute, was sie von ihrem Bischof erwarten. Die Antwort der Laien, Frauen und Männer, die an der Versammlung teilnahmen, war: "Bitte, leite die Diözese nicht von einem Schreibtisch aus, sondern komm hinaus zu uns, damit du an deinem eigenen Leib



Erwin Kräutler, 1939 in Koblach/Vorarlberg geboren, war »Wandermissionar« am Unteren Xingu und Amazonas; seit November 1980 ist er Bischof der flächenmäßig größten brasilianischen Diözese. Kräutlers Einsatz für die Rechte der indigenen Völker bringt ihm Diffamierung, Verfolgung, Angriffe und Todesdrohungen. Publikationen unter anderem: »500 Jahre Lateinamerika kein Grund zum Feiern«, Wiener Vorlesungen Band 15; »Kirche mit indianischem Antlitz eine Utopie?«, Wiener Vorlesungen Band 21; »Mein Leben ist wie der Amazonas. Aus dem Tagebuch eines Bischofs«. Mag. Josef Bruckmoser wurde 1954 in Michaelbeuern (Salzburg) geboren. Er studierte Theologie und Kommunikationswissenschaften und war anschließend Pressereferent der Erzdiözese Salzburg. Seit 1989 ist er Redakteur der 'Salzburger Nachrichten' mit den Schwerpunkten Politik, Bildung, Religion und Kirche. Er verfasste zahlreiche Reportagen, Interviews, Analysen und Kommentare zur Theologie, Kirchenpolitik und zum Thema 'Dialog der Religionen'.