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Kickl

und die Zerstörung Europas | Gernot Bauer; Robert Treichler

E-Book (EPUB)
2024 Paul Zsolnay Verlag
Auflage: 1. Auflage
256 Seiten
ISBN: 978-3-552-07531-3

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Kurztext / Annotation
Fast drei Jahrzehnte war Herbert Kickl der Mann im Schatten: derjenige, der für Jörg Haider die Reden schrieb; derjenige, dessen (heftig umstrittene) Slogans Heinz-Christian Strache zum Vizekanzler der Republik Österreich machten; der einzige Minister seit 1945, der aus seinem Amt entlassen wurde.
Einst standen Kickls rhetorische Radikalität, die scharfe Argumentation und Agitation seiner Karriere im Weg, jetzt entsprechen diese Eigenschaften einem Zeitgeist, der die liberale Demokratie nicht nur in Österreich, sondern im Verbund mit Alice Weidel, Viktor Orbán, Marine Le Pen und anderen Rechtspopulisten auch in ganz Europa abschaffen will.
Gernot Bauer und Robert Treichler haben sich auf Spurensuche begeben und liefern eine neue Sicht auf einen asketischen Ideologen, einen wankelmütigen Volkstribun - und einen brandgefährlichen Politiker.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Einleitung

Der 6. März 2021 ist ein kalter, klarer Spätwintertag. Die Sonne scheint bereits in der Früh, aber die Temperatur erreicht in Wien bis Mittag gerade sechs Grad. Doch ist die Stimmung in der Stadt an jenem Samstag fiebrig und politisch aufgeheizt. Der Ursprung des eskalierenden Konflikts ist die Covid-19-Pandemie. Über Monate hat sich eine Bewegung gebildet, die alle Maßnahmen kategorisch ablehnt, die von der Bundesregierung zur Eindämmung der Infektionszahlen getroffen werden. Esoteriker, Impfskeptiker, Verfechter der Alternativmedizin, Anhänger von Verschwörungsmythen, anarchistische Hippies und vor allem viele Regierungsgegner aus dem rechten Lager - bis hin zu Rechtsextremen - haben sich zu einer seltsamen, explosiven Menge zusammengefunden.

Ein Mann spürt von Anfang an, dass ihm diese Bewegung nützen wird, und er schürt ihre Aufgebrachtheit, wo immer er kann: Herbert Kickl, zu diesem Zeitpunkt Klubobmann der FPÖ. An diesem Samstag wird er dabei sein, ja mehr als das. Der 6. März 2021 wird für Kickl zu einem Triumph, der ihm bewusst macht: Ich bin mehr als der Antreiber, der Schlagwortlieferant - ich bin selbst die Nummer eins. Es ist ein folgenschwerer Moment in Kickls politischer Karriere, es ist ein schicksalhafter Moment für Österreich, womöglich für Europa.

Nicht weniger als 34 Demonstrationen sind in Wien angemeldet worden. Darunter solche, deren Forderungen geringes Echo finden würden, wie etwa »Österreich braucht Jesus« und »Für die Entschleunigung für Mutter Erde und für Menschenwürde als Grundrecht«. Die meisten jedoch vereint dasselbe Thema: die Maßnahmen der Regierung gegen die Covid-19-Pandemie. »Corona-Wahnsinn«, »Gegen Corona Diktatur«, »Corona und seine Folgen!«, »Wirtschaftliche Folgen durch Corona«, »Spaziergang für die Freiheit«, »Für die Freiheit« und »Schluss mit experimentellen GenImpfungen und unverhältnismäßigen Maßnahmen!« lauten ihre Slogans. Sie alle wurden behördlich untersagt, da die Behörden davon ausgehen, dass während dieser Kundgebungen die Schutzmaßnahmen gegen Covid-19-Infektionen missachtet würden. Zur Erinnerung: Zu diesem Zeitpunkt muss auch im Freien eine FFP-2-Maske getragen und zu anderen Personen ein Mindestabstand von zwei Metern eingehalten werden.

Dass Demonstrationen wegen des Verbots abgesagt werden, glaubt niemand, am wenigsten die Exekutive selbst. Insgesamt 1521 Polizistinnen und Polizisten, darunter Beamte der Sondereinheit WEGA, werden einberufen, um, in den Worten des damaligen Innenministers Karl Nehammer, »eine Eskalation im Sinne einer Gefahr für Leben, Gesundheit und körperliche Unversehrtheit« zu verhindern.

Tausende Teilnehmer strömen bereits am Vormittag an die Orte der untersagten Kundgebungen, darunter Mitglieder der Identitären Bewegung, Anhänger der »Reichsbürger« und amtsbekannte Rechtsextreme wie Gottfried Küssel. Die Polizei versucht, die schließlich 20.000 Menschen durch die Stadt zu lotsen und Ausschreitungen zu verhindern - aufhalten können sie die Märsche nicht.

Am späten Nachmittag ziehen die Demonstranten auf einer nicht angemeldeten Route vom Maria-Theresien-Platz an der Wiener Ringstraße bis in den Prater. Auf der Jesuitenwiese ist eine Bühne mit Lautsprecheranlage aufgebaut. »Für unser Österreich - Freiheit, Demokratie, Grundrechte« ist auf dem rot-weiß-roten Transparent im Hintergrund zu lesen. Österreich-Fahnen werden geschwenkt, auch eine deutsche und eine israelische Flagge, Transparente fordern »Kurz muss weg«. Die Sonne steht tief, die Demonstranten warten auf den Höhepunkt des Tages: Herbert Kickl tritt vor das Mikrofon. Er trägt eine blaue Sportjacke mit türkiser Kapuze, legt sein Manuskript auf das Rednerpult und lässt den Blick über die Menge gleiten. Es ist nicht seine erste Rede an diesem Tag, schon am Heldenplatz hat er gesprochen, aber jetzt ist er beeindru