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Wir sind frei, die Welt zu verändernOverlay E-Book Reader

Wir sind frei, die Welt zu verändern

Hannah Arendts Lektionen in Liebe und Ungehorsam | Lyndsey Stonebridge

E-Book (EPUB)
2024 Verlag C.h.beck
Auflage: 1. Auflage
352 Seiten
ISBN: 978-3-406-81468-6

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Kurztext / Annotation
Dieses Buch bringt uns die Hannah Arendt nahe, die wir für das 21. Jahrhundert brauchen. Es erzählt, wie die charismatische Philosophin zu ihrem eigenen, sehr besonderen Denken kam - und erklärt, wie wir denken sollten, wenn unsere Politik aus den Fugen gerät. Mit Leidenschaft und brillanter Expertise beleuchtet Lyndsey Stonebridge Arendts Leben und Werk, bringt sie in einen Dialog mit unserer unruhigen Gegenwart - und fordert uns dazu auf, wie Hannah Arendt zu denken: unerschütterlich, liebevoll und trotzig. Die Umwälzungen unserer heutigen Zeit wären Hannah Arendt nur allzu vertraut gewesen. Tyrannei, Rassismus, postfaktische Politik, Verschwörungstheorien, Massenmigration, die Banalität des Bösen: Alles hat sie erlebt. Arendt wurde zu Beginn des letzten Jahrhunderts geboren und floh aus dem faschistischen Europa, um sich in Amerika ein neues Leben aufzubauen. Dort wurde sie zu einer der einflussreichsten - und umstrittensten - öffentlichen Intellektuellen der Welt. Sie schrieb über Macht und Terror, Exil und Liebe, aber vor allem über die Freiheit. Fragen und Denken - darin bestand ihre erste Verteidigung gegen jede Form der Tyrannei, der sie eine Politik der menschlichen Pluralität und Spontaneität entgegensetzte. Die Welt zu lieben, so lehrt uns Arendt, bedeutet, den Mut zu finden, sie zu schützen.

Lyndsey Stonebridge ist Professorin für Humanities und Menschenrechte an der Universität Birmingham. Sie forscht zur politischen Theorie, Literatur und Geschichte des 20. Jahrhunderts, zu Migration und Menschenrechten sowie zu den Auswirkungen von Gewalt auf Leben und Denken. Zu ihren mehrfach mit Preisen ausgezeichneten Büchern gehören: "Placeless People: Writing, Rights, and Refugees" (2018) und "The Judicial Imagination: Writing After Nürnberg" (2011). Stonebridge ist außerdem regelmäßig als Radiokommentatorin tätig und schreibt für The New Statesman, Prospect Magazine und New Humanist. Sie lebt in London.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Nachdenken über das,
was wir eigentlich tun

In den Monaten nach der Wahl von Donald Trump im Jahr 2016 schossen Hannah Arendts Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft auf den amerikanischen Amazon-Bestsellerlisten nach oben. Im ersten Jahr seiner Präsidentschaft steigerten sich die Verkaufszahlen des Buchs um insgesamt über 1000 Prozent. Im Internet kursierten immer mehr auf Tweet-Länge gebrachte Zitate aus ihren Schriften, und in der Presse erschienen auf einmal regelmäßig Kommentare, die sich um Arendt'sche Themen drehten. Eine Politik des Absurden und Grotesken, des Grausamen, Verlogenen und rundweg Irrsinnigen war zurückgekehrt, und sie hatte dazu offensichtlich etwas zu sagen.

Die Elemente und Ursprünge waren erstmals 1951 erschienen und beschrieben, wie die historischen Umstände in Europa dabei zusammengewirkt haben, dem Bösen im 20. Jahrhundert eine schockierend moderne politische Gestalt zu verleihen. Hass und Angst bestimmten in den totalitären Regimen alles, wie sie behauptete. Politische Lügen triumphierten über die Tatsachen. Wichtig waren allein Macht, Gewalt und Ideologie; die Menschen selbst wurden überflüssig gemacht. «Was war geschehen? Warum war es geschehen? Wie konnte es geschehen?», fragte Arendt (TH 630), und die alten politischen und historischen Narrative gaben darauf keine plausiblen Antworten mehr.

Hannah Arendt warnte auch davor, dass die totalitären Regime ihrer Zeit zwar zwangsläufig zusammenbrechen würden, die Kontexte und das Denken aber, die sie möglich gemacht hatten, durchaus fortwirken könnten. Sie würden dabei natürlich neue Gestalten - in Reaktion auf veränderte Umstände - annehmen, dabei aber immer noch auf einer politischen und kulturellen Fäulnis aufbauen, die sich bereits früher zusammengebraut habe.

Auf den Straßen Amerikas war in der zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts nun allerdings nur selten das knallende Geräusch von marschierenden Stiefeln zu vernehmen, und politische Dissidenten verschwanden auch nicht nachts um drei in irgendwelchen Folterkellern - obwohl zeitgleich im syrischen Aleppo, auf dem Maidan im ukrainischen Kyjiw und anderswo durchaus sowohl die Stiefel als auch der Terror vorhanden waren. Die totalitären Regime nach Art des 20. Jahrhunderts waren zwar nicht wiedergekehrt, doch wie einige Beobachter damals wie heute angemerkt haben, sickerten viele der erstmals von Arendt am totalitären Denken identifizierten Elemente wieder in unsere politische Kultur ein.

Eine zynische Ernüchterung über die Politik kennzeichnet unsere Gegenwart, und zu Arendts Zeiten war es nicht anders. Verschwörungstheorien blühen und gedeihen, die Selbstzensur ist wieder da, viele von uns sind sozial isoliert. Die stets drohende totale atomare Apokalypse haben wir mittlerweile noch um die Realität der Klimaapokalypse ergänzt. Die stillschweigende Akzeptanz der Tatsache, dass es bestimmte Kategorien von Menschen gibt - Flüchtlinge, Migrantinnen und Migranten, die Entwurzelten, Okkupierten, Eingekerkerten und zu lebenslanger Armut Verurteilten -, deren Leben im Grunde überflüssig sind, hat sich seit dem Zweiten Weltkrieg nicht sehr verändert. Die Lager und Ghettos haben zwar ihre Standorte, ihre Namen und ihr Erscheinungsbild verändert, doch das Elend ist das Gleiche geblieben, genauso wie die gedankenlose grausame Verwaltung menschlicher Wesen, so als wären diese nicht viel mehr als Frachtgut.

Hannah Arendt ist eine kreative und komplexe Denkerin; die Themen, über die sie schreibt, sind Macht und Terror, Krieg und Revolution, Exil und Liebe und vor allem Freiheit. Sie zu lesen ist nie nur ein rein geistiges Unterfangen, sondern immer auch eine Erfahrung. Ich tue dies seit mittlerweile über 30 Jahren. Erstmals entdeckt habe ich sie noch als Doktorandin Ende der 1980er J