Buchhandlung Schachtner

Suche

Der Killer in dirOverlay E-Book Reader

Der Killer in dir

Thriller | Max Reiter

E-Book (EPUB)
2024 S. Fischer Verlag Gmbh
Auflage: 1. Auflage
320 Seiten
ISBN: 978-3-10-491830-3

Rezension verfassen

€ 12,99

in den Warenkorb
Kurztext / Annotation
In jedem von uns steckt etwas Dunkles - was passiert, wenn es geweckt wird? Ex-Polizist Alex hat ein gutes Leben. Er hält seiner Frau in ihrem Job den Rücken frei, kümmert sich liebevoll um seine kleine Tochter. Bis ein mysteriöser Typ ihn unter Druck setzt. Alex soll einen Auftragsmord begehen. Sonst wird seiner Familie Schlimmes passieren. Alex beginnt ein verzweifeltes Spiel: er gibt vor, das zu sein, was er nie und nimmer ist: ein Killer. Aber die Gefahr weckt etwas Dunkles in ihm. Wird er Grenzen überschreiten? Zu was für Taten ist Alex wirklich fähig? Verstörend plausibel und soghaft spannend - der neue Thriller von »Erinnere dich!«-Autor Max Reiter

Die Idee zu seinem Thriller »Erinnere dich!« kam Max Reiter bei einem Klassentreffen. Manche der alten Geschichten, die erzählt wurden, hatte er anders in Erinnerung oder ganz vergessen. Und dann gibt es auch immer die eine oder andere Geschichte, an die man lieber nicht erinnert werden will. Meistens ist es eine harmlose Sache. Doch was, wenn nicht? Dem geht Max Reiter in »Erinnere dich!« auf die Spur, denn die Art, wie Menschen mit ihrer Vergangenheit umgehen, hat ihn schon immer fasziniert. Sie spielt auch in seinen Kriminalromanen aus dem München der 1950er Jahre, die er unter seinem richtigen Namen Andreas Götz veröffentlicht hat, eine wichtige Rolle. Und das Thema wird ihn sicher noch weiter beschäftigen.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

Juni
1. Juni

Henning Voss. So heißt meine Zielperson. Zweiundvierzig Jahre alt. Geboren in Flensburg, Mutter Prostituierte, Vater unbekannt. Eine Karriere als Türsteher, Zuhälter, Drogendealer, die ihn von Flensburg über Hamburg nach Berlin geführt hat. Bekannt und berüchtigt für seine äußerst kurze Zündschnur. Mehrere Verurteilungen wegen schwerer Körperverletzung. Weitere Anzeigen wegen häuslicher Gewalt, die wieder zurückgezogen wurden. Seit einigen Jahren Freund und Bodyguard von Arnold Bertini. Obwohl Voss meine Zielperson ist, enthält Wonnegasts Dossier auch ausführliche Informationen über Bertini, so dass ich einen guten Einblick in das Leben der beiden bekomme. Bertini hat es nur zu ein paar Anzeigen wegen Betrugs gebracht, die allesamt dank findiger Anwälte fallengelassen wurden. Er ist studierter Betriebswirt und firmiert seit ein paar Jahren als freiberuflicher Anlageberater, die Grenze zum Anlagebetrüger ist vermutlich fließend. Dabei hat er das überhaupt nicht nötig, sein familiärer Background stinkt nach Geld. Sein Vater führt eine mittelständische Werkzeugfabrik, die allerdings nicht Arnold Bertini übernehmen wird, sondern sein älterer Bruder. Arnold ist zum zweiten Mal verheiratet und hat aus erster Ehe zwei Kinder im Alter von sieben und neun Jahren und mit seiner neuen Frau eine zweijährige Tochter. Vermutlich erfüllt ihn das Familienleben so wenig wie die seriöse Ausübung seines Berufs. Er braucht diesen besonderen Kick, den er daraus zieht, andere Leute abzuzocken.

So verschieden Voss und Bertini sind, so nahe stehen sie sich. Ich habe unter Kriminellen oft solche Beziehungen erlebt, die auf den ersten Blick asymmetrisch scheinen. Der nach seinem Status Unterlegene - in diesem Fall Voss - fühlt sich durch das Interesse des über ihm Stehenden - also Bertini - aufgewertet. Bertini wiederum gefällt sich in der Aura des Halbseidenen, Verbrecherischen, Brutalen, die Voss auf ihn abstrahlt. Oberflächlich betrachtet dominiert Bertini die Beziehung. Er ist der Boss, der Mann mit Geld und Ansehen. Doch hinter den Kulissen herrscht nicht selten eine andere Dynamik. Nur weil Voss keinen Schulabschluss hat, heißt das nicht, dass er einem Schnösel wie Bertini nicht intellektuell überlegen sein kann. Ich muss zugeben: Ich bin gespannt auf die beiden.

Das Material in dem Dossier hat wohl ein Privatdetektiv zusammengetragen. Unzählige Protokolle von Überwachungen, Beschreibung von Tagesabläufen, Listen häufig besuchter Orte. Bei manchen Papieren handelt es sich um Kopien von polizeilichen Ermittlungsakten. Ob Wonnegast dieses amtliche Material über eigene Polizeikontakte beschafft hat oder der Detektiv die dafür nötigen Verbindungen mitbrachte, würde mich interessieren. In jedem Fall sind es korrupte Polizisten. Das beschmutzt den gesamten Berufsstand.

Die Fotos, die in großer Anzahl dem Dossier beigefügt sind und Voss, aber auch Bertini in verschiedenen Alltagssituationen zeigen, wecken den alten Ermittlerinstinkt in mir. Vor allem die von Voss fesseln mich. Es gibt Fotos, auf denen er im Anzug zu sehen ist, etwa wenn er Familie Bertini zu einem festlichen Anlass begleitet. Ich kann mir vorstellen, wie die Leute verstohlen und mit leichtem Schaudern auf die Ausläufer seiner Tätowierungen geblickt haben, die über seinem Hemdkragen und aus den Ärmeln herauskriechen. Wie um jedes Klischee zu erfüllen, das es über Männer seines Typs gibt, ist Voss nicht nur ausgiebig tätowiert, er verbringt einen Großteil seiner Freizeit damit, seine Muskelpakete zu trainieren. Ich habe früher selbst viel trainiert, deshalb muss ich zugeben, dass mir die präzise definierten Muskeln auf den Fotos, die ihn beim Trainieren zeigen, eine gewisse Bewunderung abnötigen. Zumindest in den Momenten, in denen ich ausblenden kann, was mein Auftrag ist: diesen Koloss von einem Mann zu töten. Und warum ich so tun muss, als würde ich