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Best of Schule

Zum Weinen lustig, zum Lachen traurig | Nikolaus (Niki) Glattauer

E-Book (EPUB)
2016 Verlag Kremayr & Scheriau
224 Seiten
ISBN: 978-3-218-01049-8

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Kurztext / Annotation
NMS, AHS, Elite-, Gesamt-, Baum- oder gar keine Schule? Alle reden über das, was draufstehen soll, Niki Glattauer sagt, was drin ist. Der Bestsellerautor schildert auf humorvolle Weise das nicht immer lustige Leben hinter geschlossenen Klassentüren. Er bricht eine Lanze für die Lehrerinnen (Männer mitgemeint) und legt den Kreidefinger in die Wunden des Systems.
- Jessica, nimm deine Deutschsachen heraus!
- Das Wörterbuch auch? Ich hab das Wörterbuch nämlich zu Hause vergessen.
- Du hast dein Wörterbuch nach Hause mitgenommen? Das freut mich! Für welche Aufgabe hast du es denn gebraucht?
- Aufgabe?
- Ich meine, wofür hast du es gebraucht?
- Nicht ich. Mein Bruder. Fürs Fliegenklatschen. Er sagt, dafür braucht man ein Buch. Und selber hat er keines mehr.
- Willst du mir damit sagen, dass dein Bruder keine eigenen Bücher hat?
- Schon, aber es ist ihm aus dem Fenster gefallen. Leider war es dann hin.

Niki Glattauer lebt als Lehrer und Buchautor in Wien. Er ist außerdem Kolumnist für verschiedene Tageszeitungen und Magazine - und Vater zweier Schulkinder. Seine Bücher stehen regelmäßig monatelang auf den Bestsellerlisten, 'Mitteilungsheft: Leider hat Lukas...' wurde mit dem österreichischen 'Buchliebling 2014' prämiert.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

3 Von prüden Lehrerinnen und anderen Trotteln

Ich war noch nicht lange Lehrer, da stieß ich beim Zeitunglesen über folgende Typisierung von Einwanderern in Österreich:

a) Sie leben überproportional häufig an der Armutsgrenze.

b) Sie arbeiten in der Regel unter ihrem Ausbildungsniveau.

c) Sie finden schlechte Arbeitsbedingungen vor.

d) Sie haben kaum innerbetriebliche Aufstiegschancen.

Ich hatte eines meiner ersten Aha-Erlebnisse: Wie bei uns.Wenn du dir als Junglehrerin deinen Gehaltszettel anschaust, dann hast du auch das Gefühl, an der Armutsgrenze zu leben. Du findest katastrophale Arbeitsbedingungen vor. Du arbeitest, wie du bald feststellst, nicht nur unter, sondern vor allem neben deinem Ausbildungsniveau. Und du hast keinerlei Aufstiegschancen (es sei denn, du unterrichtest Turn..., "Bewegung und Sport", und machst deine Schüler gerade mit der Sprossenwand bekannt). Gut, die meisten von uns leben nicht an der Armutsgrenze, denn die meisten von uns sind Frauen, und als solche haben sie meist Männer, die nicht an der Armutsgrenze leben. Aber da gibt es auch noch so etwas wie die "psychische Armutsgrenze": Als AHS-"Professorin" gehörst du für die Eltern deiner Schüler wenigstens noch zum sozialen Mittelstand, aber schon als Hauptpardonneuemittelschullehrerin (später mehr über das "trojanische Pferd" NMS) bist du nur noch bedingt gesellschaftsfähig. Und wer an einer Polytechnischen oder einer Berufsschule arbeitet, spielt sowieso in der Regionalliga.

Privates Anbahnungsgespräch beim vorsommerlichen Umtrunk beim Nachbarn:

- Und was machen Sie, hübsche Frau, ich meine, beruflich?

- Ich bin Lehrerin.

- Aha, dann bereiten Sie Ihre Schüler wohl gerade auf die Matura vor, gaudeamus igitur, wenn ich so sagen darf ... ach, die gute, alte AHS.

- Nein, auf das AMS bereite ich sie vor. So viele Menschen mit Haaren auf dem Kopf gibt es in Österreich gar nicht, wie bei uns jedes Jahr Friseurinnen werden wollen.

- Verzeihen, aber das verstehe ich je...?

- Ich unterrichte an einem Poly.

- Oh.
Und schönen Abend noch ...

Gar nicht zu reden von den noch niedrigeren Rängen. Sag einmal da draußen, dass du Elementarpädagogin bist. Schon beim Aussprechen dieses Wortes brechen sie sich die Zunge. Dann begreifen sie irgendwann, dass du in einem Kindergarten arbeitest, und loben dich dafür, wie toll die Tanten ihrer Kleinen das Adventkranzbinden immer hinkriegen.

- Und auch noch den ganzen Tag mit ihnen spielen müssen! Was ihr alles leistet, ein Wahnsinn ...!

- Wir spielen nicht mit ihnen, wir arbeiten mit ihnen.

- Wie meinen?

- Nix. Und Tanten sind wir auch keine. Grüß Gott.

Und gib niemals zu, dass du Sonderschullehrerin bist! Als Frau stecken sie dich in die Lade "Ute Bock mit Piercing", als Mann wirst du für ein zu groß gewachsenes Depperl gehalten, und alle warten darauf, dass du beim nächsten Satz zu stottern oder zu zuzeln beginnst. Also immer fest tarnen und täuschen, wenn du Sonderschullehrerin bist.

Zurück zum fiktiven Frühlingsfest des Nachbarn.

- Und was tun Sie so?

- Primär schlafen, fernschauen, essen und trinken. Sie nicht?

- (Hohoho, hahaha) Ich meine beruflich.

- Inklusions- und Integrationspädagogik.

- Aha, interessant.



Nikolaus Niki Glattauer, geboren 1959 in der Schweiz, lebt als Journalist, Autor und Lehrer in Wien. Er ist seit 1998 als Lehrer tätig und u. a. Kolumnist für das Montagsmagazin datum sowie Gastkommentator im Standard.