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Morgen und für immerOverlay E-Book Reader

Morgen und für immer

Roman | Ermal Meta

E-Book (EPUB)
2023 Hanserblau
Auflage: 1. Auflage
528 Seiten
ISBN: 978-3-446-27711-3

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Kurztext / Annotation
'Ein Roman, der süchtig macht.' Corriere della Sera
Eine große Geschichte von Familie und Verrat, Liebe und Flucht im Europa des 20. Jahrhunderts: Der international beachtete Debütroman des Sängers und Songwriters Ermal Meta über den erstaunlichen Aufstieg eines albanischen Bauernjungen zum gefeierten Pianisten.
'Kajan legte die Hände auf ihre Schultern und blickte sie an. Noch nie hatte er etwas gesehen, das so schön war wie Elizabeta. Jedes Mal, wenn er sie sah, konnte er sein Glück kaum fassen.'
Albanien 1943: Kajan lebt mit seinem Großvater in einem kleinen Bergdorf, der Krieg ist weit weg. Bis der deutsche Deserteur Cornelius auftaucht. Er gibt Kajan Klavierunterricht, und nach dem Krieg gelingt dem Bauernjungen der Aufstieg zum berühmten Pianisten. Doch dann verliebt er sich in Elizabeta, die Tochter eines Regimekritikers. Kajans Mutter, eine linientreue Kommunistin, weiß die jungen Liebenden zu trennen. Für Kajan beginnt eine abenteuerliche Flucht über die DDR, nach Westberlin und in die USA. Die Geschichte aber wird die beiden unausweichlich wieder zusammenführen. Ein großer Roman über Familie und Verrat - und über eine Jahrhundertliebe in Zeiten des Totalitarismus.

Ermal Meta, geboren 1981 in Fier, Albanien, ist ein italienisch-albanischer Songwriter. Im Alter von 13 Jahren zog Meta mit seiner Mutter und seinen Geschwistern nach Bari. Heute ist er einer der berühmtesten Sänger und Songwriter in Italien. Morgen und für immer ist sein Debüt und war ein großer Bestseller.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

1.

Rragam, Winter 1943

»Wo ist denn der Krieg, Großvater?«

»Weit weg, Kajan. Iss dein Abendessen.«

»Und warum können wir ihn nicht sehen?«

»Weil er uns nichts angeht. Ich bin zu alt und du bist zu klein«, sagte Betim und lächelte.

»Sind Mami und Babi deshalb nicht hier bei uns? Weil der Krieg sie was angeht?«

»Nein, Kajan, es ist eher so, dass sie den Krieg was angehen.«

»Warum?«

»Der Krieg entsteht zuerst in einigen wenigen Köpfen, dann in vielen Köpfen, von den Köpfen wandert er in die Hände und Beine und von dort in die Augen. Und dort, in den Augen, bleibt er, auch nachdem er vorbei ist. Halte dich vom Krieg fern, Kajan, sieh nie hin, der Krieg ist furchtbar. Ich weiß, wovon ich rede.«

»Sind Mami und Babi deshalb nicht hier? Damit ich den Krieg nicht sehen muss?«

»Ja, Kajan.«

»Wegen der Deutschen?«

»Ja, wegen der Deutschen. Man könnte meinen, die wollen ganz Europa für sich haben.«

»Und warum wollen sie dein Land nicht?«

»Mein Land haben sie mir schon vor langer Zeit genommen, mein Kleiner. Das Land hier hat meinem Vater gehört, deinem Urgroßvater. Es ist sein altes Haus.«

»Und das wollen die Deutschen nicht?«

Natürlich wollen sie das auch, dachte der Alte bei sich.

»Dieses Land ist weit weg von den Städten und so nah an den Bergen, dass es ihnen vielleicht egal ist, Kajan. Jedenfalls werden Mami und Babi dafür sorgen, dass die Deutschen es nicht bis zu uns schaffen, du wirst sehen. Sie sind fortgegangen, um dich zu beschützen.«

»Sind Mami und Babi Helden?«

»Und ob sie das sind«, sagte Betim, während eine düstere Stimme in seinem Kopf ihn daran erinnerte, dass Helden am Schluss immer sterben. Er hätte lieber eine lebendige und feige Tochter als eine mutige und tote.

»Warum steht unser Haus so weit weg von den anderen Häusern im Dorf?«

»Damit wir leichter weglaufen können, falls die Deutschen doch kommen. Außerdem haben wir hier unsere Ruhe.«

»Mami sagt, du hättest im Krieg viel verloren.«

»Als ich jung war, hatte ich außer deiner Mami noch drei andere Kinder. Ein Krieg hat sie mir weggenommen. Genau wie meine geliebte Anita, deine Großmutter. Als man sie fand, hatte sie noch deine Mutter in den Armen, um sie zu beschützen.«

Der Junge sah seinen Großvater ängstlich an.

»Und wann war das?«

»Vor vielen Jahren, Kajan, vor vielen, vielen Jahren.«

Kajan hatte seine Mahlzeit aus fasule beendet und stand auf, um den leeren Teller zurück in das Holzregal im hinteren Teil des einen großen Raums zu stellen, aus dem das Haus bestand.

»Großvater, das da auf deinem Hals, war das der Krieg?«

»Das ist eine Narbe. Ja, das war der Krieg«, sagte Betim mit ruhiger Stimme.

»Wie weit weg ist Deutschland eigentlich?«

»Sehr, sehr weit weg.«

»Können wir es sehen, wenn wir oben auf den Berg klettern?«

»Nein, Kajan, es ist viel weiter weg, als du dir vorstellen kannst.«

»Weiter als die Sterne?«

»Aber nein, nicht weiter als die Sterne.«

»Und wieso können wir dann die Sterne sehen und Deutschland nicht?«

»Weil die Sterne viel größer sind!«

»Größer? Aber die sind doch ganz klein, Großvater.«

»Sie sehen klein aus, aber eigentlich sind sie sehr, sehr groß. Das ist eine Frage der Perspektive.«

»Was ist das, Perspektive?«

»Mein Gott, Kajan, stellst du viele Fragen, du bist wie deine Mutter.« Betim lachte herzlich.

»Ach bitte, Großvater, erklär's mir«, flehte Kajan.

Betim seufzte laut, als wollte er sagen: Meinetwegen, damit Ruhe ist.

»Gut, dann schließ deine Augen.«

Kajan gehorchte sofort.

»Jetzt sage mir, sind Mami und Babi weit weg?«

»Ja.«

»Und du hast sie seit über einem Jahr nicht mehr gesehe